Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S115
DOI: 10.1055/s-0040-1717437
Poster
DKOU20-526 Allgemeine Themen->13. Arthroskopische Chirurgie

Anatomische Landmarken zur Anlage des fibularen Bohrkanals bei Rekonstruktion der posterolateralen Ecke des Kniegelenks

S Weiß
*   präsentierender Autor
1   UKE, Hamburg
,
B Schwartzkopf
1   UKE, Hamburg
,
K-H Frosch
1   UKE, Hamburg
,
M Krause
1   UKE, Hamburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung Arthroskopische Techniken zur anatomischen Rekonstruktion der posterolateralen Ecke bei höhergradigen Instabilitäten wurden mehrfach beschrieben. Um hierbei eine anatomische Positionierung der Bohrkanäle zu gewährleisten, ist eine arthroskopische Visualisierung und Orientierung an anatomischen Landmarken in der Kniekehle notwendig. Darüber hinaus müssen die Bohrkanäle einen Sicherheitsabstand zu relevanten Strukturen einhalten. Derartige Landmarken existieren bereits für die Platzierung des tibialen und der femoralen Bohrkanäle, zur Anlage des fibularen Bohrkanals wurden bisher keine relevanten Daten veröffentlicht.

Das Ziel dieser Studie war es, verlässliche Parameter zur Positionierung des fibularen Bohrkanals zu identifizieren, welche für die arthroskopische oder offene Orientierung bei Rekonstruktionen der posterolateralen Ecke angewandt werden können.

Methodik 41 MRTs des Kniegelenks mit intakter posterolateraler Ecke wurden bezüglich der Anlage des fibularen Bohrkanals unter Berücksichtigung von 16 knöchernen, knorpeligen oder weichteiligen Strukturen ausgewertet. Es wurden optimierte Ein- und Austrittspunkte für den Bohrkanal definiert und die Winkelausrichtung sowie Abstände zu gefährdeten Strukturen gemessen. Als idealer Eintrittspunkt wurde der fibulare Ansatz des LCL definiert. Der ideale Austrittspunkt sollte möglichst nahe am fibularen Ansatz des PFL liegen, jedoch mit einer umgebenden Knochensubstanz von mind. 5mm.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Das Zentrum des Tunneleingangs befand sich 15,13mm (+-2,16mm; ICC=0,83) unterhalb der Spitze des Fibulakopfs Ansatz des LCL. Dieser Eintrittspunkt war 10,00mm (+-1,64mm; ICC=0,90) dorsal des ventralen Fibularandes. Der Abstand des Zentrums des Tunneleingangs zum N. peronaeus betrug 16,60mm (+-3,66mm; ICC=0,95) nach proximal.

Das Zentrum des Tunnelausgangs befand sich durchschnittlich 4,20mm (+-1,46mm; ICC=0,70) neben dem Ansatz des PFL, im Abstand von 7,87mm (+-0,52mm; ICC=0,74) von der tibiofibularen Gelenkfläche und 2,21mm (+-1,52mm; ICC=0,76) oberhalb des proximalsten Ansatzpunktes des M. soleus. Der Mindestabstand des Tunnelausgangs zu größeren Gefäßen (A. oder V. poplitea) betrug 10,96mm (+-3,66mm; ICC=0,96).

Die Ausrichtung des Bohrkanals zielte 20,61° (+-6,51°; ICC=0,89) nach dorsomedial einer imaginären Verbindungslinie zwischen beiden Femurkondylen.

Die intra- und interindividuelle Reliabilität war exzellent (ICC>0,90) bis gut (ICC=0,75-0,89). Neben den Eintrittspunktreferenzen und der Angulierung des Bohrkanals zeigten sich die Abstände zu N. peronaeus und poplitealen Gefäßen als sehr reliabel.

Die hier beschriebenen Ergebnisse befinden sich bereits in klinischer Anwendung und ermöglichen offen und arthroskopisch eine sichere Orientierung für die anatomische posterolaterale Stabilisierung (z.B. Technik nach Arciero oder LaPrade). Durch die Anatomiekenntnisse können Gefäß- und Nervenverletzungen vermieden werden. Die bisher ersten klinischen Ergebnisse sind exzellent und müssen in Studien weiter evaluiert werden.

Stichwörter PLC, Rekonstruktion, Orientierung, Arthroskopie, MRT, Fibula, Bohrkanal



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Article published online:
15 October 2020

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