Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S116-S117
DOI: 10.1055/s-0040-1717440
Poster
DKOU20-535 Schwerpunktthemen->9. Schnittstellen mit anderen Disziplinen: Kooperation und Konzentration

Interdisziplinäres Komplikationsmanagement bei pleuraler Shaldonkatheter-Fehllage mit Gefäßperforation während operativer Sanierung eines chronischen Tbc-Shultergelenkempyems

S Feulner
*   präsentierender Autor
1   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen
,
F Rademache
1   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen
,
O Kamp
1   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen
,
M Dudda
1   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen
,
B Mester
1   Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen
› Author Affiliations
 

Fragestellung Das chronische Schultergelenkempyem bei mikrobiologisch nachgewiesener Knochentuberkulose ist eine absolute Rarität in industrialisierten Ländern. Die multimodale Behandlung stellt dabei eine besondere Herausforderung dar hinsichtlich einer Infektsanierung bei gleichzeitig bestmöglichem Funktionserhalt.

Die oftmals invasiven, operativen Revisionsschritte erfordern auch von anästhesiologischer Seite ein Höchstmaß an Vorbereitung. Beim Team-Time-Out werden alle relevanten Informationen abgeglichen, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. Bei unvorhergesehenen Komplikationen muss das Team gemeinsam schnell und zielgerichtet interagieren.

Wir berichten über das interdisziplinäre Komplikationsmanagement bei einer jungen Patientin mit chronischem Schultergelenkempyem und Knochen-Tbc, bei der es intraoperativ zu einer seltenen lebensbedrohlichen Major-Komplikation kam.

Methodik Bei einer 28-Jährigen immunkompetenten Patientin aus Afghanistan wurde bei chronischem therapieresistenten Schultergelenkempyem rechts und dem mikrobiologischen Nachweis einer Knochentuberkulose nach multiplen gelenkerhaltenden Revisionseingriffen die Indikation zur Resektionsarthroplastik gestellt. Nach zunächst chirurgisch unauffälligem Verlauf der OP wurde die Patientin bei Wundverschluss reanimationspflichtig.

Bei pulsloser ventrikulärer Tachykardie kam es nach initial begonnener kardiopulmonaler Reanimation 4 Minuten später zum ROSC.

Parallel zeigte die zur Ursachenanalyse bei zunächst Verdacht auf LAE durgeführte TEE einen massiven Pleuraerguss auf der Gegenseite (links). Es erfolgte von chirurgischer Seite die sofortige Entlastung von ca. 2 Litern seröser Flüssigkeit durch Thoraxdrainagen-Anlage. Bei stabilisierter Situation wurde die Patientin unter fortgeleiteter Narkose zum Ausschluss einer möglichen LAE und Frage nach Ursache für den Pleuraerguss einer CT-Untersuchung des Thorax zugeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung CT-morphologisch zeigte sich eine Shaldonkatheter-Fehllage links im Pleuraspalt mit zusätzlicher Penetration der ipsilateralen Arteria subclavia. Retrospektiv wurde somit durch die intraoperative Volumentherapie ein massiver Pleuraerguss mit Mediastinalshift erzeugt, welcher durch Einflussstauung letztendlich zur Reanimationpflichtigkeit geführt hatte.

Nach Thoraxdrainagen-Anlage wie beschrieben und gefäßchirurgischer Intervention mittels Stenting über die Arteria brachialis konnte die Komplikation schließlich erfolgreich therapiert werden.

Die Patientin stabilisierte sich im Verlauf und wurde am Folgetag katecholaminfrei extubiert. Das endgültige neurologische Outcome ist aktuell noch unklar.

Der vorliegende Fallbericht beschreibt eine seltene und zugleich schwere intraoperative Komplikation bei der durch das chronische Infektgeschehen vorbelasteten Patientin, derer sich sowohl Chirurgen als auch Anästhesisten bewußt sein sollten. Das adäquate interdisziplinäre Management führte letztlich zur zeitnahen Erkennung und Behandlung der Komplikation.

Stichwörter Interdisziplinär, Komplikationsmanagement, Knochentuberkulose, Schultergelenkempyem, Mediastinalshift



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Article published online:
15 October 2020

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