Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S120
DOI: 10.1055/s-0040-1717447
Vortrag
DKOU20-559 Allgemeine Themen->18. Kinderorthopädie und Kindertraumatologie

Antegrade femorale Verlängerung mittels intramedullärer Verlängerungsmarknägel in 124 Fällen

A Frommer
*   präsentierender Autor
1   Abteilung für Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Uniklinik Münster, Münster
,
R Rödl
1   Abteilung für Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Uniklinik Münster, Münster
,
G Gosheger
2   Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster
,
G Toporowski
1   Abteilung für Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Uniklinik Münster, Münster
,
M Niemann
1   Abteilung für Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Uniklinik Münster, Münster
,
D Turkowski
1   Abteilung für Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Uniklinik Münster, Münster
,
A Rachbauer
1   Abteilung für Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Uniklinik Münster, Münster
,
B Vogt
1   Abteilung für Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie, Uniklinik Münster, Münster
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Anwendung motorisierter intramedullärer Verlängerungsmarknägel (IMVN) hat sich in den vergangenen Jahren als Alternative zur Behandlung von Beinlängendifferenzen (BLD) mittels externer Fixateure etabliert. Während die Entwicklung der IMVN voranschreitet und bereits vollbelastbare Implantate kommerziell erwerblich sind, liegen wenige Studien mit großen Fallzahlen vor, welche die Anwendung IMVN evaluieren. Ziel dieser Arbeit ist es die Indikationen, Zuverlässigkeit und Komplikationen antegrad femoraler (AF) Verlängerungsprozeduren zu evaluieren.

Methodik Es erfolgte eine retrospektive Analyse der AF Verlängerungen welche mittels IMVN (PRECICE 2, FA. Nuvasive) in unserer Klinik von 2014-2019 durchgeführt wurden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt erfolgten 124 AF Verlängerungen bei 110 Patienten (96 x unilateral bei BLD, 14 x bilateral bei disproportioniertem Kleinwuchs). Das Ø Alter zum Zeitpunkt der Operation betrug 16,4 Jahre bei einem Ø follow-up von 27 Monaten.

Die Ø präoperative BLD betrug 3,8 cm. Ursächlich für die BLD waren folgende Krankheitsentitäten: fibulare Hemimelie (n=16), posttraumatisch (n=12), idiopathisch (n=12), kongenitaler Femurdefekt (n=11), Defektrekonstrukion nach Kochensarkom (n=7), postinfektiös (n=5), Klumpfuß (n=5), syndromale Grunderkrankung (n=8), Sonstige (n=17).

Die präoperativ geplante Kallotasisstrecke lag bei Ø 4,2 cm. Die Distraktion wurde am 7. postoperativen Tag mit einer Geschwindigkeit von 1mm/Tag begonnen. Nach Abschluss der Behandlung konnte eine Verlängerung von Ø 3,9 cm erreicht werden. Die Vollbelastung war nach Ø 112 Tagen möglich. Präoperativ lag die Ø MAD bei -2 mm, postoperativ bei +1 mm. Intraoperative Komplikationen bei der Implantation der IMVN sind nicht aufgetreten. Die OP-Zeit betrug Ø 107 Min. bei einem Blutverlust von Ø 72 ml.

Während der Distraktion wurden bei 32% der Patienten im Seitenvergleich Bewegungseinschränkungen des Knie- (29%) oder Hüftgelenks (3%) beobachtet. Aktuell sind bei 87 Patienten die IMVN wieder entfernt worden. Zum Zeitpunkt der Entfernung lagen bei 15% der Patienten Bewegungseinschränkungen des Knie- oder Hüftgelenks vor.

In 12/124 Fällen (10%) musste während der Distraktionsphase eine operative Revision erfolgen. Ursächlich waren vorzeitige Kalluskonsolidierungen und/oder der V.a. technische Implantatdefekte (n=10), Osteomyelitis (n=1) und Knieluxation (n=1). Im Falle der Osteomyelitis musste das Verfahren abgebrochen und der IMVN entfernt werden. Die Ausbehandlung erfolgte im Fixateur externe. In allen anderen Fällen konnte die Behandlung erfolgreich abgeschlossen werden. Eine verzögerte Kallusregeneratbildung wurde in 9/124 Fällen beobachtet.

Die Behandlung mittels AF implantierter IMVN ist ein sicher und genau anwendbares Verfahren der Kallusdistraktion. Geringfügige Einschränkungen des Bewegungsausmaß von Hüft- oder Kniegelenk können im Seitenvergleich in bis zu 15 % der Fälle bis zum Zeitpunkt der Implantatentfernung persistieren.

Stichwörter Kallotasis, Beinlängendifferenz, femur, antegrad, Verlängerungsmarknagel



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Article published online:
15 October 2020

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