Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S130
DOI: 10.1055/s-0040-1717468
Vortrag
DKOU20-611 Allgemeine Themen->25. Wirbelsäule

Vergleich der Positionierungsgüte von Pedikelschrauben zwischen offenen und minimalinvasiven Frakturstabilisierungen der Brust- und Lendenwirbelsäule bei Patienten mit ankylosierenden Wirbelsäulenerkrankungen

FC Kohler
*   = präsentierender Autor
1   BG Klinikum Bergmannstrost, Halle
,
P Schenk
1   BG Klinikum Bergmannstrost, Halle
,
M Bechstedt-Schimske
1   BG Klinikum Bergmannstrost, Halle
,
BW Ullrich
1   BG Klinikum Bergmannstrost, Halle
,
GO Hofmann
2   Universitätsklinikum Jena, Jena
,
T Mendel
1   BG Klinikum Bergmannstrost, Halle
› Author Affiliations
 

Fragestellung Ungünstige Hebelverhältnisse bei ankylosierenden Wirbelsäulenerkrankungen (AWE) prädisponieren schon bei geringen Traumen zu instabilen Frakturen. Sie erfordern i.d.R. langstreckige Stabilisierungen. Neben dorsalen Fixationen in offener Technik (OT) setzt sich zunehmend die minimalinvasive Technik (MIT) durch. Frakturreposition und -stabilisierung gestalten sich hierbei oft schwierig. In dieser Studie wurden die beiden Techniken hinsichtlich der Positionierungsgüte der Pedikelschrauben untersucht.

Methodik Retrospektiv wurde anhand von CT-Datensätzen bei 75 Patienten (OT: 27, MIT: 48, 52 Männer, 23 Frauen, Ø75±11 Jahre) die Pedikelschraubenlage beurteilt und nach Gertzbein und Robbins klassifiziert. Bewertet wurden die Perforation der Pedikelwand und der ventralen Kortikalis des Wirbelkörpers. Grad A beschreibt eine ideale Schraubenlage (Perforation < 1mm), Grad B < 2mm, Grad C < 4mm, Grad D <  6mm und Grad E >6mm. Grad A und B gelten als gut positioniert, Grade C-E wurden als Fehllage definiert. Zudem wurden Fehllagen erfasst, welche aufgrund klinischer Symptomatik revidiert wurden. In der Statistik kamen der Chi2-Test (exakter Test nach Fisher, Kontingenzkoeffizient), der U-Test und die Spearman Korrelation zur Anwendung.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt wurden 736 Pedikelschrauben bewertet (OT: 250, MIT: 486). Die OP-Zeit lag für OT bei 166±69 min und für MIT: 98±44 min (p < 0,001). Die BV-Zeit unterschied sich zwischen OT mit 3±2 s und MIT 3±2 s nicht (p =0.623). Pro Patient wurden min. 4 (1x OT) oder max. 16 (1x OT) Schrauben und am häufigsten 8 Schrauben (35x, OT: 14, MIT: 21), gefolgt von 12 (32x, OT: 8, MIT: 24) Schrauben implantiert. Die Schraubenanzahl pro Patient unterschied sich nicht signifikant (OT: 9±3, MIT: 10±2, p =0.084). 78 (11%) Schrauben wiesen eine Fehllage auf (OT: 37 (15%), MIT: 41 (8%), p =0.05). Von

Fehllagen waren 36 der 75 Patienten (48%) betroffen (OT: 16 (60%), MIT: 20 (42%), p =0.143). Korrelationen zwischen Schraubenanzahl und Fehllagen (p =0.242) oder der Anzahl betroffener Patienten (p =0.336) fanden sich nicht. Auch bei separater Betrachtung der Techniken finden sich keine Zusammenhänge (Fehllagen: OT: p =0,202, MIT: p =0,462; betroffene Patienten: OT: p =0,213, MIT: p =0,336). Bei 2 Patienten fand eine fehllagenassoziierte Revision statt. Bei 6 Patienten mit Fehllage erfolgte die Revision aber aufgrund anderer Komplikationen.

Die Positionierung von Pedikelschrauben zur Frakturversorgung bei AWE-Patienten ist aufgrund der besonderen anatomischen Verhältnisse eine Herausforderung. Es wurde erwartet, dass durch die klinische Visualisierung anatomischer Landmarken die OT im Hinblick auf die Schraubenlage überlegen sein sollte. Unsere Analyse zeigt, dass sich bei beiden Techniken die Schraubenlagengüte nicht unterscheidet. Die OP-Zeit bei der MIT ist kürzer. Die BV-Zeit unterscheidet sich nicht. Hinsichtlich der hier untersuchten Bewertungskriterien sollte bei AWE-Patienten somit der MIT gegenüber der OT der Vorzug gegeben werden.

Stichwörter dorsale Wirbelsäulenstabilisierung, Morbus Bechterew, Pedikelschrauben, Positionierung von Pedikelschrauben, Fehllagen von Pedikelschrauben



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Article published online:
15 October 2020

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