Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S131
DOI: 10.1055/s-0040-1717471
Poster
DKOU20-621 Allgemeine Themen->19. Polytrauma

Gehört das TTE zur Schockraumdiagnostik bei Patienten mit Sternumfraktur? - eine retrospektive Studie

M Kolster
*   = präsentierender Autor
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin
,
A Ekkernkamp
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin
,
N Spranger
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Berlin
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Sternumfraktur als typische Folge des stumpfen Thoraxtraumas gilt als Indikatorverletzung für Polytraumata. Durch die Computertomographie in der Notfalldiagnostik können thorakale Traumafolgen schnell erkannt und behandelt werden. Die S3-Leitinie zur Polytraumaversorgung empfiehlt das 12-Kanal-EKG sowie u.U. die Bestimmung von Troponin T in der Schockraumdiagnostik. Die Echokardiographie spielt eine untergeordnete Rolle.

In dieser Studie werden die im Rahmen der standardisierten, an der S3-Leitlinie orientierten Schockraumversorgung gesammelten Daten bei Patienten mit Sternumfraktur ausgewertet und die kardiologische Diagnostik mit EKG, TTE und Troponin-T-Bestimmung bezüglich der erhobenen Befunde und deren Konsequenz untersucht. Ziel ist die Optimierung der zeitkritischen und personalintensiven Diagnostik im Schockraumsetting mit Priorisierung therapierelevanter Untersuchungen.

Methodik Es handelt sich um eine monozentrische retrospektive Studie an einem Krankenhaus der Maximalversorgung über den Zeitraum eines Jahres (2019). Von den insgesamt im Schockraum diagnostizierten 51 Sternumfrakturen konnten 42 (21 M, 21 F) traumatische Fälle (Manubrium 10, Corpus 32) eingeschlossen werden. Ausgeschlossen wurden Patienten, bei denen eine kardiale Unfallgenese nicht ausgeschlossen werden konnte oder die bereits mechanisch reanimiert worden waren.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 59.217.4 Jahre (18-88 J.). Es lagen stumpfe Thoraxtraumata vor, welche in 61.9% der Fälle von Verkehrsunfällen stammten. Meist erfolgte die Diagnose im Polytrauma-CT (81%). EKG-Untersuchungen erfolgten in 100% der Fälle, TTE in 69%, Herzenzymbestimmung in 74%.

Sowohl im EKG als auch im TTE konnten nur unfallunabhängige Auffälligkeiten festgestellt werden (EKG 11% der Fälle, TEE 2.6%). Die Bestimmung der Herzenzyme zeigte bei 32.3% eine Erhöhung des Troponin T. Therapeutische Konsequenzen ergaben sich allein aus der kardiologischen Diagnostik nicht; die Indikation zur Monitorüberwachung ergab sich aus der Herzenzymveränderung.

Die Studie unterstreicht bekannte Ergebnisse bezüglich des Unfallprofils bei Sternumfrakturen. Stumpfe Thoraxtraumata können zu einer Contusio cordis mit einem Anstieg des Troponin-Ts führen. Weitere kardiologische Diagnostik mit EKG und TTE komplettierte die Untersuchung, ohne jedoch eine Änderung des therapeutischen Procederes herbeizuführen oder mit den Enzymveränderungen zu korrelieren.

Die Schockraumdiagnostik sollte bei Hinweisen auf ein relevantes stumpfes Thoraxtrauma kardiologische Diagnostik zur Abschätzung des Muskelschadens am Herz und zum Ausschluss einer kardiologischen Ursache des Unfalls bzw. eines Perikardergusses umfassen. Diese Diagnostik kann meist einer Polytrauma-CT-Untersuchung nachgestellt werden. Ist ein Perikarderguss im CT oder FAST ausgeschlossen, so kann ggf. die Ultraschalluntersuchung des Herzens zeitnah in einem optimalen Setting als TEE erfolgen und kann so Kapazitäten im Schockraum schaffen.

Stichwörter Stumpfes Thoraxtrauma, blunt chest trauma, sternumfraktur



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Article published online:
15 October 2020

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