Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S137-S138
DOI: 10.1055/s-0040-1717486
Vortrag
DKOU20-655 Schwerpunktthemen>3. Best Ager Plus – neue Herausforderungen für O&U

Einfluss der präoperativen Verweildauer auf die Mortalität bei geriatrischen, hüftgelenksnahen Frakturen: Eine retrospektive Datenanalyse von 16.236 Patienten aus dem AltersTraumaRegister DGU®

C Schöneberg
*   = präsentierender Autor
1   Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen
,
R Aigner
2   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
B Pass
1   Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen
,
R Volland
3   Akademie der Unfallchirurgie - AUC, München
,
D Eschbach
2   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
SE Peiris
1   Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen
,
S Ruchholtz
2   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
S Lendemans
1   Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die präoperative Verweildauer nach hüftgelenksnaher Fraktur wird weiterhin kontrovers diskutiert. Die Mehrzahl der vorhandenen Literatur berichtet über einen signifikanten Rückgang der Mortalität nach früher operativen Therapie. Trotzdem berichten immer wieder Studien, dass es keinen Zusammenhang zwischen präoperativer Verweildauer und Mortalität gibt.

Darüber hinaus steigt der Erkenntnisgewinn über den positiven Einfluss des orthogeriatrischen Komanagements auf das Outcome bei geriatrischen Patienten nach hüftgelenksnaher Fraktur. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Diskussion und dem GBA-Beschluss zur Versorgung von hüftgelenksnahen Frakturen untersuchten wir den Einfluss der präoperativen Verweildauer auf die innerklinische Mortalität in einem Patientenkollektiv, welches im orthogeriatrischen Komanagement behandelt wurde. Nach unserem Kenntnisstand ist dies die erste Analyse über den Einfluss der präoperativen Verweildauer in diesem speziellen Patientenkollektiv.

Methodik Es erfolgte eine retrospektive Auswertung der prospektiv gesammelten Daten aus dem AltersTraumaRegister DGU®. Neben der univariablen Datenanalyse wurde der Effekt der präoperativen Verweildauer auf die innerklinische Mortalität zum einen mittels einer multivariablen logistischen Regression und zum anderen mittels der Propensity-Score-Methode untersucht. Der Antrag auf Auswertung für diese Studie wurde durch den Arbeitskreis AlterstraumaRegister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie freigegeben und ist registriert unter der ATR-DGU-ID 2019-002.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt erfüllten 15.099 Patienten die Einschlusskriterien. Das mediane Alter lag bei 85 Jahren (IQR 80-89) und 72,1 % waren weiblich. Die innerklinische Gesamtmortalität lag bei 5,5 %. Der Großteil der Patienten (71,2 %) wurden innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme operiert, 91,6 % innerhalb der ersten 48 Stunden. Weder mit der multivariablen logistischen Regression noch der Propensity-Score-Methode konnte ein Zusammenhang zwischen präoperativer Verweildauer und innerklinischer Mortalität aufgezeigt werden. Die wichtigsten Mortalitätsprediktoren waren: ASA Stadium ≥ 3 [Odds ratio (OR) 3.4, 95 % Konfidenzintervall (KI) 2.35-5.11], Frakturereignis während des stationären Aufenthaltes im Krankenhaus (OR 2.6, 95 % CI 1.48-4.3), ISAR Score ≥ 2 (OR 1.88, 95 % CI 1.33-2.76) und das männliche Geschlecht (OR 1.71, 95 % CI 1.39-2.09).

Unsere Ergebnisse zeigen keinen statistischen Zusammenhang zwischen der präoperativen Verweildauer von 24 Stunden, 48 Stunden oder über 48 Stunden für Patienten, die im orthogeriatrischen Komanagement behandelt wurden. Dieses und die vergleichsweise geringe Anzahl an Patienten, die nach 24 bzw. 48 Stunden operiert wurden, lassen vermuten, dass die Verlängerung der präoperativen Verweildauer, nach multiprofessioneller Abschätzung und zur Verbesserung des präoperativen Status des Patienten, keinen negativen Effekt auf das Outcome der Patienten haben.

Stichwörter Alterstraumatologie, Mortalität, präoperative Verweildauer, orthogeriatrisches Komanagement



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Article published online:
15 October 2020

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