Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S203
DOI: 10.1055/s-0040-1717516
Vortrag
DKOU20-957 Allgemeine Themen->26. Freie Themen

Schraube, Platte oder konservativ?- Frakturversorgung des vorderen Beckenrings bei Typ B und C-Frakturen

I Schneider
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Leipzig
,
P Pieroh
2   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig
,
S Zeidler
3   Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig
,
C Josten
2   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig
,
A Höch
2   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig
› Author Affiliations
 

Fragestellung Beckenringfrakturen stellen den Operateur immer wieder vor Herausforderungen in der Indikationsstellung und operativen Therapie. Trotz zunehmender klinischer und biomechanischer Studien besteht nur eine geringe Evidenz zur Versorgung. Häufig werden Schambeinfrakturen des vorderen Beckenrings konservativ behandelt. In der vorliegenden Literatur wird jedoch besonders bei älteren Patienten eine Mitversorgung des vorderen Beckenrings bei B- bzw. C-Frakturen empfohlen. Da eine klare Empfehlung zur Verwendung der Unterschiedlichen Verfahren fehlt, soll mit dieser Studie die konservative Therapie sowie die Kriechschrauben- und Plattenosteosynthese in Bezug auf die Frakturmorphologie der Schambeinäste untersucht werden.

Methodik In die vorliegende retrospektive Studie wurden alle Patienten mit einer Beckenringfraktur vom Typ B- und C-Fraktur zwischen 01/2015 bis 09/2019 eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden Patienten mit unvollständiger Bildgebung bei sekundärer Verlegung und Patienten, die innerhalb des stationären Aufenthalts verstarben. Verglichen wurden Patienten mit konservativer Behandlung, Kriechschrauben- oder Plattenosteosynthese des vorderen Beckenrings. Ausgewertet wurden die demographischen Daten, Frakturklassifikation, Dislokation und Abstand der Schambeinfraktur zur Symphyse, die operative Versorgung und stationäre Komplikationen. Der Aktivitätsgrad bei Aufnahme und Entlassung wurde anhand der Braden-Skala evaluiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung 183 Patienten (Alter: 69,6 ± 20,2a) wurden eingeschlossen. 138 Patienten hatten eine B-Fraktur und 45 (25%) eine C-Fraktur. Drei (2%) Patienten wurden isoliert am vorderen Beckenring, 29 (16%) nur am hinteren Beckenring und 72 (39%) Patienten dorsoventral versorgt. Komplett konservativ (k) wurden 79 (43%) behandelt.

Insgesamt 108 Patienten (59%) wurden ventral nicht versorgt. Bei 47 (26%) Patienten wurden Schrauben (S), bei 25 (14%) eine Platte (P) und bei 3 Patienten eine Kombination aus beiden eingebracht.

Die Dislokation war bei Patienten mit Plattenosteosynthese am größten (k: 8,5+/-8,3mm; S: 9,5+/-8,5mm; P: 16,0+/-9,2mm; p<0,05). Der Abstand der Fraktur zur Symphyse zeigte keinen Einfluss auf die Versorgung (P: 28,6+/-20,8mm; S: 28,5+/-22,1mm; k: 28+/-20,8mm; p=0,3). Der Aktivitätsgrad der Braden-Skala ergab keinen Unterschied zwischen den Therapiegruppen bei Aufnahme (p=0,2) und Entlassung (p=0,3). Die Komplikationsrate unterschied sich signifikant (n: P: 15 (60%); S: 18 (37,5%), k: 13 (12,3%); p<0,05).

Schlussfolgerung: Erwartungsgemäß hängt die Entscheidung zur Wahl der Versorgung des vorderen Beckenrings am Grad der Dislokation, ohne das die Lage der Fraktur zur Symphyse Einfluss hatte. Durch die perkutane Schraubenosteosynthese lassen sich vergleichbare funktionelle Ergebnisse zum Entlassungszeitpunkt zur Plattenosteosynthese bei geringerer Komplikationsrate erzielen. Die Verwendung von perkutanen Kriechschrauben kann, wann immer technisch möglich empfohlen werden.

Stichwörter Beckenringfraktur, Op-Verfahren



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Article published online:
15 October 2020

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