Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S209
DOI: 10.1055/s-0040-1717527
Vortrag
DKOU20-985 Allgemeine Themen->26. Freie Themen

Kompressionseffekte auf den hinteren Beckenring durch transsakrale Verschraubung bei bilateralen Insuffizienzfrakturen des Os sacrum

T Mendel
*   präsentierender Autor
1   BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle/Saale
,
P Schenk
1   BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle/Saale
,
GO Hofmann
2   Friedrich-Schiller-Universität Jena, Kliniken für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Halle (Saale), Jena
,
F Klauke
1   BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle/Saale
› Author Affiliations
 

Fragestellung Bilaterale Sakruminsuffizienzfrakturen (BSF) stellen eine zunehmende Verletzungsentität des geriatrischen Patienten dar. Oft indiziert schmerzbedingte Immobilität eine operative Therapie in möglichst minimalinvasiver Technik mit dem Ziel der Beschwerdelinderung bei zugleich unmittelbar postoperativer Vollbelastbarkeit. Hierbei stellt die bisegmentale transsakrale Verschraubung (BTS) eine adäquate Methode dar. Der Vorteil liegt in einer zentralen Implantatplatzierung mit der Möglichkeit einer dosierten Kompression auf die transalaren Frakturzonen. Ziel der Untersuchung war die Beurteilung des Kompressionseffektes im Kontext mit dem perioperativen Outcome.

Methodik Im Zeitraum von 2016 bis 2019 wurden 667 Beckenverletzungen stationär behandelt. Hiervon waren 66 % > 65 Jahre alt. In 120 Fällen lag eine osteoporosebedingte BSF vor. In 33 Fällen wurde die BTS in Zugschraubentechnik durchgeführt. Es wurde die Kombinationshäufigkeit von Gewindestäben und Teilgewindeschrauben erfasst. Im definierten axialen CT-Schnitt auf Promontoriumebene wurde die Breite des Sakrum prä- und postoperativ gemessen. Die Differenz wurde als Kompressionsstrecke angenommen. Des Weiteren wurden Schnitt-Naht-Zeit, BV-Zeit und Fehllagen erfasst. Weitere Komplikationen (Transfusions- oder Revisionsrelevante Blutungen, Infektionen, Neurologische Ausfälle) wurden miterfasst. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS (Signifikanzniveau p<0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung In 19 Fällen wurde ein Gewindestab in S1 mit einer Teilgewindeschraube in S2 kombiniert, in 5 Fällen fanden 2 Teilgewindeschrauben Anwendung. In weiteren 6 Fällen wurden 2 Gewindestäbe implantiert. Eine monosegmentale Besetzung mittels Gewindestab fand in 2 Fällen Anwendung. Im Mittel findet sich eine Kompressionsstrecke von 3,3 ± 2,9 mm. Ein Unterschied in der Kompressionsstrecke bezogen auf die Kombination der Implantate fand sich nicht. Die Schnitt-Nahtzeit betrug 69 ± 22 min bei einer BV-Zeit von 104 ± 57 sec. Fehllagen ergaben sich nicht. Ebenso fanden sich keine weiteren Komplikationen.

Der Vorteil dieser Methode liegt aus unserer Sicht in der Kompression auf den Frakturspalt, was mit alternativen Techniken wie der spinopelvinen Aufhängung nicht möglich ist. Die Kompression führt zu einer Verdichtung der spongiös rarefizierten sakralen Alae und scheint gemeinsam mit der erhöhten Haftreibung in den Frakturzonen sowohl eine unmittelbare postoperative Vollbelastbarkeit wie auch die definitive Frakturheilung zu unterstützen. Die BTS ist somit eine minimalinvasive, komplikationsarme und sichere Methode für die operative Versorgung von BFS.

Stichwörter Sakrum, Transsakral, BeckenInsuffizienzfraktur, Fragility fractures



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Article published online:
15 October 2020

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