Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S215
DOI: 10.1055/s-0040-1717541
Vortrag
DKOU20-1011 Grundlagenforschung->31. Frakturheilung und Knochenstoffwechsel

Cerament G vs. Bonealive putty in der Behandlung der (Infekt)-Pseudarthrose. Eine Gegenüberstellung beider Therapieverfahren am etablierten (Infekt)pseudarthrosenmodell der Ratte

H Freischmidt
*   präsentierender Autor
1   BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen
,
J Armbruster
1   BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen
,
T Gühring
2   Arcus Sportklinik, Pforzheim
,
N Titze
3   Department Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
,
C Rothhaas
3   Department Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
,
G Schmidmaier
4   Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
,
PA Grützner
1   BG Klinik Ludwigshafen, Ludwigshafen
,
L Helbig
3   Department Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die erfolgreiche Behandlung von (Infekt)-pseudarthrosen stellt die Orthopädie und Unfallchirurgie bis heute vor große Herausforderungen. Meist sind mehrere Revisionsoperationen notwendig um eine knöcherne Konsolidierung und eine Eradikation der Infektsituation zu gewährleisten. Gerade bei größeren knöchernen Defeksituationen ist der Einsatz von Knochenersatzstoffen häufig notwendig. Allerdings ist es aufgrund des heterogenen Patientenspektrums kaum möglich unterschiedliche Knochenersatzsoffe in klinischen Studien miteinander zu vergleichen.

Ziel dieser Studie ist es an einem etablierten realitätsgetreuen (Infekt-) Pseudarthrosenmodell am Rattefemur den Einsatz von Cerament G und Bonealive putty miteinander zu vergleichen.

Methodik Bei 90 Sprague-Dawley-Ratten (6 Gruppen) wurde am linken Femur ein “critical size defect” von 5mm gesetzt. Nach Randomisierung wurde die Hälfte der Tiere mit einem multisensiblen Staph. aureus-Stamm (103 CFU) intramedullär infiziert. Im Anschluss wurde der Femurschaft mit einem intramedullären K-Draht, im Sinne einer rotationsinstabilen Marknagelosteosynthese, osteosynthetisch versorgt. 5 Wochen, nach Nachweis der Pseudarthrose im µ-CT, wurde ein ausgiebiges Debridement der Pseudarthrose, die Metallentfernung des K-Drahtes, sowie eine Reosteosynthese mit einer winkelstabilen Plattenosteosynthese durchgeführt. Zudem wurden bei je 15 septischen und aseptischen Tieren die (Infekt)- Pseudarthrose mit Cerament G bzw.

Bonealive putty therapiert oder ein Spalt von 5mm als Leerkontrolle belassen. Weitere 8 Wochen postoperativ erfolgten die Euthanasie der Tiere, sowie µ-CT-, mikrobiologische und biomechanische Auswertungen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Bei allen infizierten Tieren konnte der inokulierte Staph. aureus-Stamm nachgewiesen werden. Die sekundäre Infektionsrate/bzw. Lockerungsrate der Osteosynthese lag bei den aseptischen Tieren in der Leerkontrolle bei 26%. Wohingegen sie unter Therapie mit Bioglass bei 42% und unter Therapie mit Cerament G bei 13% lag. In den µ-CT-Unteruchungen konnte in beiden Therapiegruppe kein Remodelling der Knochenersatzstoffe nachgewiesen werden. Die biomechanischen Torsionsmessungen 8 Wochen nach erfolgter Reosteosynthese zeigten bei beiden Therapiegruppen ebenfalls keine signifikanten Unterschiede in der Messung der Torsionswerte im Vergleich zur Leerkontrolle.

Im Rahmen der Studie konnte an einem etablierten (Infekt)- pseudarthrosen-Modell der Ratte nachgewiesen werden, dass es 8 Wochen nach erfolgter Therapie mit Cerament G bzw. Bonealive putty zu keinerlei biomechanisch messbarer knöcherner Konsolidierung gekommen ist. Allerdings sinkt unter Therapie mit Cerament G die sekundäre Infektionsrate. Diese Ergebnisse helfen dabei eine engere und effizientere Indikationsstellung für den Einsatz dieser Knochenersatzstoffe treffen und somit individuell die Heilungschancen für den Patienten maximieren zu können.

Stichwörter Knochenersatzstoffe, Pseudarthrose, Frakturheilung, Infektpseudarthrose



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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