Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S219
DOI: 10.1055/s-0040-1717550
Vortrag
DKOU20-1030 Schwerpunktthemen->3. Best Ager Plus – neue Herausforderungen für O&U

Der Einfluss direkter oraler Antikoagulantien (DOAK) auf Time to Surgery, Komplikationen und Mortalität bei geriatrischen Patienten mit proximaler Femurfraktur. Eine Auswertung aus dem AltersTraumaRegister DGU®.

R Aigner
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
D Eschbach
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
M Frink
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
B Bücking
2   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, DRK-Kliniken Nordhessen, Kassel, Kassel
,
S Ruchholtz
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
T Knauf
3   Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung Seit 2011 sind die direkten oralen Antikoagulanzien (DOAKs) in Deutschland zugelassen. Obwohl mit einer zunehmenden Verbreitung dieser Medikamente zu rechnen ist, liegen bisher kaum klinische Daten zum perioperativen Umgang mit diesen Substanzen vor. Problematisch scheint besonders die fehlende allgemein verfügbare Antagonisierungsmöglichkeit. Das Ziel der vorliegenden Analyse war daher, den Einfluss der direkten oralen Antikoagulantien auf Time to Surgery, Komplikationen und Mortalität bei geriatrischen Patienten mit proximaler Femurfraktur zu untersuchen.

Methodik Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine Auswertung aus dem dem AltersTraumaRegister DGU®. Eingeschlossen in das AltersTraumaRegister werden Patienten >70 Jahre, die operativ auf Grund einer proximalen Femurfraktur versorgt wurden. Ebenfalls im AltersTraumaRegister DGU® erfasste Patienten mit periimplantären und periprothetischen Frakturen wurden ausgeschlossen. Diese Auswertung beschränkt sich auf die Jahre 2016-2018. Primärer Zielparameter dieser Studie war die Dauer bis zur operativen Versorgung (Time to surgery). Weitere Zielparameter waren die Komplikationsrate und die Mortalität.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Ergebnisse: Insgesamt konnten 15ʹ099 Patienten in die vorliegende Untersuchung eingeschlossen werden. Das mediane Alter betrug 85 Jahre (Interquartil Range (IQ) 80-89 Jahre). 74,2 % (N = 10951) lebten vor dem Sturz im häuslichen Umfeld, während 24,0 % (N = 3538) im Pflegeheim wohnten. Bei 20,6 % (N = 1595) der Patienten bestand eine Vormedikation mit DOAKs und bei 17,1 % (N = 1325) mit einem Vitamin K Antagonisten.

Patienten, die einen Vitamin K Antagonisten einnahmen, wurden signifikant früher operativ versorgt als Patienten, die DOAKs einnahmen (Vitamin K Antagonisten: Median 23,4 h (IQ 14,9-38,9 h) vs. DOAKs: 24,3 h (IQ 16,5-42,0 h); p < 0,001). Hinsichtlich der chirurgischen Komplikationsrate und der Weichteilkomplikationen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede. Auch bezüglich der Mortalität konnten keine statistisch signifikanten Differenzen identifiziert werden (Vitamin K Antagonisten: 6,5 % vs. DOAKs: 8%; p= 0,158).

Schlussfolgerung: Die Tatsache, dass im vorliegenden Kollektiv mehr Patienten DOAKs als Vitamin K Antagonisten einnahmen, verdeutlicht die zunehmende Relevanz von DOAKs in der Alterstraumatologie. Es zeigte sich im Vergleich mit Vitamin K Antagonisten eine signifikant längere Time to surgery bei Patienten, die DOAKs einnahmen, jedoch ohne Einfluss auf die Komplikations- und Mortalitätsrate. Ob dies lediglich der Unsicherheit der Behandler im Umgang mit diesen Substanzen oder einer medizinischen Notwendigkeit geschuldet ist muss durch weitere prospektive Studien geklärt werden.

Stichwörter proximale Femurfraktur, Antikoagulation, Vitamin K Antagonist, DOAK



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Article published online:
15 October 2020

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