Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S220
DOI: 10.1055/s-0040-1717551
Vortrag
DKOU20-1034 Grundlagenforschung->30. Biomechanik und Bewegungsanalyse

Biomechanische Analyse der Distraktionskräfte an den posterioren Meniskuswurzeln zur Optimierung der Frührehabilitationsprotokolle

S Ellermann
*   präsentierender Autor
1   UKM, Münster
,
C Kittl
1   UKM, Münster
,
A Frank
1   UKM, Münster
,
J Wermers
1   UKM, Münster
,
C Domnick
1   UKM, Münster
,
M Raschke
1   UKM, Münster
,
M Herbort
2   OCM, München
,
E Herbst
1   UKM, Münster
› Author Affiliations
 

Fragestellung Das Ziel dieser Studie war es, die Distraktionskräfte nach Refixation der medialen und lateralen posterioren Meniskuswurzel (PMMR, PLMR) in Abhängigkeit des Flexionsgrades und der axialen Last zu untersuchen. Es wurde angenommen, dass mit zunehmender axialer Belastung und Flexionsgrad die Distraktionskräfte auf die Meniskuswurzel kontinuierlich zunehmen.

Methodik Acht frische humane Kadaverkniegelenke wurden in einem speziell angefertigten Aufbau mit 0 kg, 20 kg und 40 kg während eines kontinuierlichen Flexions-Extensions-Zyklus (0°-90°) axial belastet und die auf die PMMR und PLMR wirkenden Distraktionskräfte in drei Szenarien ermittelt: 1) Natives Kniegelenk, 2) nach bilateraler Ablösung der posterioren Meniskuswurzeln und einer darauffolgenden Wurzelrekonstruktion, 3) nach Resektion des vorderen Kreuzbandes (VKB). Zur Messung der Distraktionskräfte wurden die PMMR und PLMR mittels Fiberwire Nr. 2 (Arthrex, Inc.) transtibial durch einen 2,4 mm-Bohrkanal ausgeleitet und mit einer Vorspannung von 2 N an einem auf der Tibiavorderkante angebrachten Kraftsensor fixiert.

Die statistische Analyse erfolgte mittels ANOVA für Messwiederholungen mit post-hoc Bonferroni-Korrektur (p < 0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt zeigte sich ein signifikanter Effekt der untersuchten Szenarien sowie des Flexionsgrades auf die Distraktionskräfte nach posteriorer Wurzelrefixation (p < 0,01). Eine axiale Belastung von 20 kg und 40 kg führte zu einem signifikanten Anstieg der Distraktionskräfte auf beide Menisken über den gesamten Bewegungsumfang im Vergleich zu fehlender axialer Belastung (p < 0,01).

Bei fehlender axialer Belastung waren die Distraktionskräfte nach PMMR- und PLMR - Refixation nicht signifikant vom Flexionsgrad abhängig (p > 0,05). Bei einer axialen Belastung von 20 kg und 40 kg waren die Distraktionskräfte der posterolateralen Meniskuswurzel bei Flexionsgraden zwischen 15° und 90° im Vergleich zur vollen Extension signifikant höher (p < 0,01). Im Gegensatz dazu waren die Distraktionskräfte des posteromedialen Meniskus im extensionsnahen Bereich (0° -30°) am höchsten und nahmen bei einer axialen Belastung von 20 kg und 40 kg in Richtung 90° Flexion wieder signifikant ab (p < 0,01). Die zusätzliche VKB Resektion führte dabei zu einer weiteren signifikanten Erhöhung der Distraktionskräfte an den posterioren Meniskuswurzeln (p < 0,001).

Eine axiale Belastung erhöht die Distraktionskräfte nach posteriorer Meniskuswurzelrefixation signifikant. Daher sollten axiale Belastungen in der frühen postoperativen Phase vermieden werden. Des Weiteren zeigen die Daten dieser Arbeit, dass eine passive Beübung zwischen 0° und 90° Flexion ohne signifikanten Anstieg der auf die Menisken einwirkenden Kräfte durchgeführt werden kann.

Stichwörter Knie, VKB, Meniskus, Nachbehandlung



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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