Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S221-S222
DOI: 10.1055/s-0040-1717555
Vortrag
DKOU20-1039 Grundlagenforschung->30. Biomechanik und Bewegungsanalyse

Biomechanischer Vergleich gängiger Techniken zur Stabilisierung des Beckenrings bei Insuffizienzfrakturen

MF Lodde
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
,
JC Katthagen
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
,
I Zderic
2   AO Research Institute Davos (ARI), Davos
,
C Schopper
2   AO Research Institute Davos (ARI), Davos
,
B Gueorguiev-Rüegg
2   AO Research Institute Davos (ARI), Davos
,
O Riesenbeck
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
,
MJ Raschke
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
,
R Hartensuer
1   Universitätsklinikum Münster, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Münster
› Author Affiliations
 

Fragestellung Zur Stabilisierung des Beckenringes bei Fragility fracture of the pelvis (FFP) stehen verschiedene Techniken zur Verfügung. Erstmalig wurden fünf verschiedenen Fixationsmethoden bei einer Beckeninsuffizienzfraktur FFPII biomechanisch untersucht.

Methodik Es wurden 50 synthetische Becken in 5 Gruppen a 10 Becken getestet. Die Gruppen wurden wie folgt definiert: 1: SI-Schraube (7.3x90mm, Vollgewinde)

2: SI-Schraube + Fixateur externe (AO-Fixateur)

3: SI-Schraube + Plattenosteosynthese (10-Loch Stahlplatte) 4: SI-Schraube + Kriech-Schraube (4.5x70mm, Vollgewinde)

5: S1-S2-Ala-ilium-Konstruktion (7.2x35mm S1, 8.2mmx100mm S2-Ala-Ilium)

Die FFPII wurde durch Osteotomien des vorderen Beckenrings (Os Pubis) und hinteren Beckenrings (Os Sacrum) simuliert. Mit dem Kamerasystem ARAMIS SRX wurde die Frakturdislokation gemessen. Die Testung der Becken erfolgte im Einbeinstand und die Krafteinleitung über das Promontorium. Mit einer Startbelastung von 50N und einer Talbelastung von 10N erfolgte bei 1Hz und einer Zunahme von 0.01N/Zyklus die Testung. Die Abbruchkriterien waren das Erreichen einer Belastung von 250 N oder einer Distanzänderung von 60mm des Krafteinleiters. Ausgewertet wurden axiale Steifigkeit, Zyklen und maximale Kraft bis Versagen sowie die Dislokation der Frakturen nach 500 Zyklen. Verglichen wurden Gruppen 1 und 2 sowie 2-5. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Mann-Whitney-U-Test und Kruskal-Wallis-Test (p < 0,05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung Die axiale Steifigkeit, Zyklen und die maximale Kraft bis Versagen waren signifikant größer in Gruppe 2 im Vergleich zu Gruppe 1 (Abb. 1).

Die axiale Steifigkeit ist signifikant größer in Gruppe 5 im Vergleich zu Gruppen 2 und 3. Die Anzahl der Zyklen und die maximale Kraft bis Versagen sind signifikant größer in den Gruppen 3 und 4 im Vergleich zu 2 und 5. Die anteriore und posteriore Dislokationen sind signifikant kleiner in den Gruppen 3, 4 und 5 im Vergleich zu Gruppe 2 ([Abb. 1]).

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Abb. 1 Ergebnisse der Testung: axiale Steifigkeit, maximale Kraft, Zyklen bis Versagen, Frakturdislokation

Die Kombination aus SI-Schraube mit zusätzlicher anteriorer Plattenosteosynthese oder Kriech-Schraube zur Stabilisierung einer FFPII ist in unserem Modell am stabilsten. Bei Vorliegen einer FFPII sollten der anteriore und posteriore Beckenring adressiert werden. Die zusätzliche Anlage des Fixateur externe bringt im Vergleich zur alleinigen Stabilisierung des hinteren Beckenrings signifikant mehr Stabilität. Die S1-S2-Ala-ilium-Konstruktion zeigt sich besonders gut zur Stabilisierung der posterioren Beckenringfraktur geeignet.

Stichwörter Insuffizienzfraktur, SI-Schraube, Fixateur externe, Fixationsmethoden des Beckenrings, S1-S2-Ala-ilium-Konstruktion



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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