Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S222
DOI: 10.1055/s-0040-1717556
Poster
DKOU20-1040 Grundlagenforschung->29. Biomaterialien und Implantate

Einfluss von Antibiotikapellets auf die primäre Torionsstabilität von Hüftprothesenmodellen

J Bok
*   präsentierender Autor
1   Labor für Biomechanik, Orthopädische Universitätsklinik Gießen, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
,
CAF Ulloa
1   Labor für Biomechanik, Orthopädische Universitätsklinik Gießen, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
,
A Jahnke
1   Labor für Biomechanik, Orthopädische Universitätsklinik Gießen, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
,
M Kampschulte
2   Labor für experimentelle Radiologie, Radiologische Universitätsklinik Gießen, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
,
G Martels
2   Labor für experimentelle Radiologie, Radiologische Universitätsklinik Gießen, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
,
M Rickert
1   Labor für Biomechanik, Orthopädische Universitätsklinik Gießen, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
,
C Fölsch
1   Labor für Biomechanik, Orthopädische Universitätsklinik Gießen, Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
› Author Affiliations
 

Fragestellung Bei Revisionseingriffen von Hüftgelenksendoprothesen sind zunehmend relevante Knochendefekte des Femurs zu erwarten. Diese können mittels Impaction-Bone-Grafting unter Verwendung von allogenem spongiösen Knochenmaterial gefüllt werden und einer neuen Prothese langfristig eine stabile ossäre Verankerung verleihen. Das native allogene Knochenmaterial begünstigt jedoch Infektionen, die präventiv mit lokaler Applikation von Antibiotika behandelt werden können. Hierfür wurde Herafill® als Trägersubstanz für das Antibiotikum in die mechanische Untersuchung im Impaktionsmodell einbezogen. Ziel dieser experimentellen Studie war es, den Einfluss nativer und thermodesinfizierter Spongiosa hinsichtlich der primären Torsionsstabilität eines zementierten Femurschaftprothesenmodells nach Impaktion und unter Berücksichtigung der Beimischung von Antibiotikapellets zu untersuchen.

Methodik Die Spongiosa wurde aus 220 Femurköpfen von Schweinen gewonnen. Die eine Hälfte der Köpfe wurde thermodesinfiziert und die andere verblieb nativ. Aus diesen wurden Spongiosachips der Größen 3-5 mm, 5-8 mm und 8-10 mm hergestellt. 4 Gruppen mit jeweils n = 10 Zylindermodellen mit elliptischem Querschnitt (3 x 4 cm) wurden befüllt und mit einem Fallgewicht von m = 1450g standardisiert impaktiert (Gruppe (1): nativ, ohne Antiobitikapellets; Gruppe (2): nativ mit Antibiotikapellets; Gruppe (3): thermodesinfiziert ohne Antibiotkapellets; Gruppe (4): thermodesinfiziert mit Antibiotikapellets). Die Antibiotikapellets (Herafill® beads G, Heraeus Medical GmbH, Wehrheim, Deutschland) wurden den Gruppen (2) und (4) homogen untergemischt. Es folgte die Zementierung (mit Palacos® R+G 40, Heraeus Medical GmbH, Wehrheim, Deutschland) und Einbringung eines eigens angefertigten zementierbaren Prothesenschaftmodells. Nach computertomographischen Scan wurden die Modelle auf Torsion belastet und das maximale Drehmoment bis zum Bruch bestimmt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Gruppe (2) (1,71 ± 0,78 Nm) wies im Vergleich zu Gruppe (1) (3,49 ± 1,36 Nm) eine signifikant niedrigere Torsionsstabilität auf (p = 0,001 bei Alpha = 5%). Die Gruppen (3) (2,73 ± 1,35 Nm) und (4) (1,72 ± 0,93 Nm) unterschieden sich hinsichtlich ihrer Torsionsstabilität nicht (p = 0,053). Die Behandlung der Knochenchips (Vergleich von Gruppe

(1) zu (3) und (2) zu (4)) konnte keinen signifikanten Unterschied bezüglich der primären Torsionsstabilität zeigen. Trägersubstanzen für Antibiotika (Herafill®) können einen negativen Einfluss auf die primäre Torsionsstabilität haben. Die mechanischen Eigenschaften einer Trägersubstanz sollten bei der Auffüllung von Knochendefekten und der Impaktierung berücksichtigt werden.

Stichwörter Allogener Knochen, Impaction Bone Crafting, Primärstabilität



Publication History

Article published online:
15 October 2020

© 2020. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany