Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S226-S227
DOI: 10.1055/s-0040-1717566
Poster
DKOU20-1059 Allgemeine Themen->25. Wirbelsäule

Epidemiologie von HWS-Verletzungen in Abhängigkeit vom Alter: Eine retrospektive Kohortenstudie mit 463 Patienten

R Hackenberg
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
P Stoll
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
C Prangenberg
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
J Scorzin
2   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Bonn
,
C Burger
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
K Welle
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
K Kabir
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
› Author Affiliations
 

Fragestellung Halswirbelsäulen (HWS)-Verletzungen sind hinsichtlich des Traumamechanismus, der daraus resultierenden Verletzungen und des Patientenalters heterogen. Diese Heterogenität bringt insbesondere beim steigenden Patientenalter Schwierigkeiten in der korrekten Diagnostik und Versorgung. Bislang existieren deutschlandweit keine Daten über die Epidemiologie von HWS-Verletzungen, um altersabhängige Charakteristika aufzuzeigen. Ziel dieser Studie ist die Epidemiologie von HWS-Verletzungen in Bezug auf das Alter zu untersuchen und alterstypische Unterschiede zu analysieren.

Methodik In einer retrospektiven Kohortenstudie im deutschen Klinikum der Maximalversorgung mit Level I Traumazentrum wurden zwischen 2012 und 2017 alle Patienten, die sich mit HWS-Verletzungen vorstellten, eingeschlossen. Das Alter, Geschlecht, der Traumamechanismus, die betroffenen Wirbelkörper, Frakturmorphologie, Begleitverletzungen und die Therapie wurden erfasst. Die Patienten wurden in 10 Altersklassen entsprechend 10 Lebensdekaden unterteilt. Die Auswertung erfolgte deskriptiv mit einem Signifikanzniveau von p < 0,05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Es wurden 463 Patienten (259 männlich, 204 weiblich) mit 614 HWS-Frakturen im Alter von 66±21 Jahren eingeschlossen. 297 Patienten (64%) stellten sich mit einer, 119 (26%) mit 2 und 24 (5%) mit 3 oder mehr Frakturen vor. 23 Patienten (5%) wiesen rein ligamentäre Verletzungen auf.

Die häufigsten Traumaursache waren ein Sturz <1 m (n = 208, 45%), Verkehrsunfall (n = 106, 23%) und Treppensturz (n = 83, 18%). Bei Patienten <60 Jahren (n = 161) war der Verkehrsunfall mit 50 % die häufigste Unfallursache, während bei Patienten über 60 Jahren (n = 302) ein Sturz <1 m mit 63 % die häufigste Unfallursache war.

Die Wirbelkörper C2 (n = 223, 36%) sowie C5-7(C5: n= 74, 12%; C6: n = 108, 18%; C7: n= 76, 12%) waren am häufigsten betroffen mit einem signifikant höheren Anteil an C1- und C2-Frakturen im Alter über 60 Jahren (p < 0,05). Bei Patienten unter 60 Jahren betrafen 24 % der HWS-Frakturen den Axis, bei Patienten über 60 lag dieser Anteil bei 43%. Die häufigsten Begleitverletzungen waren Kopfplatzwunden (27%). Insgesamt wurden 53 % der Verletzungen operativ behandelt. Während in den Altersgruppen bis 60 Jahre die konservative Therapie (58%) überwog, wurden Patienten jenseits des Alters von 60 Jahren signifikant häufiger operativ therapiert (60%) (p < 0,05).

HWS-Verletzungen weisen altersabhängig relevante Unterschiede im Traumamechanismus, der betroffenen Etage und der Frakturmorphologie auf, aus denen sich Unterschiede für die notwendige Therapie ergeben. Bei der Versorgung von

HWS-Verletzungen sollte folglich auf alterstypische Charakteristika geachtet werden.

Stichwörter HWS, Fraktur, Epidemiologie, Traumamechanismus, Alter



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Article published online:
15 October 2020

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