Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S229
DOI: 10.1055/s-0040-1717571
Poster
DKOU20-1066 Allgemeine Themen->21. Revisionsendoprothetik

Autologe Defektrekonstruktion bei Weichteildefekten in der Wechsel-Kniegelenksendoprothetik mit Rekonstruktion des Streckapparates

R Hackenberg
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
H Kohlhof
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
K Kabir
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
K Welle
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die totale Knieendoprothetik (K-TEP) ist bei fortgeschrittener Arthrose eine etablierte Therapie. Aufgrund steigender Zahlen der Primärimplantationen, steigt die Zahl der Wechseloperationen. Diese können insbesondere bei mehrfachen Revisionen zu Weichteildefekten mit Kompromittierung des Streckapparates führen. Um die Funktion des Kniegelenkes zu erhalten, ist neben der Verwendung von geeigneten Revisionsimplantaten die Rekonstruktion des Weichteildefektes und Streckapparates von Bedeutung. Berichte über die plastische Weichteildeckung sowie die Rekonstruktion des Streckapparates mit Ersatzplastiken existieren unabhängig voneinander, während die Kombination beider Verfahren bislang nicht beschrieben wurde. Diese Arbeit präsentiert ein neues Operationsverfahren zur autologen lappenplastischen Deckung eines Weichteildefektes mit zeitgleicher Rekonstruktion eines defekten Streckapparates nach mehrfachen K-TEP Wechseloperationen. Ziel dieser Technik ist der Erhalt der Kniegelenkfunktion auch nach mehrfachen Revisionsoperationen.

Methodik In einer retrospektiven Monozenterstudie an einer Klinik der Maximalversorgung wurden zwischen 2015 und 2019 alle Patienten eingeschlossen, die bei Reimplantation einer K-TEP und Weichteildefekt sowie Verlust des Streckapparates eine autologe Rekonstruktion des Weichteildefektes und Streckapparates erhalten haben. Der Therapieerfolg wurde anhand der Revisionsoperationen, Komplikationen (Infektion, Protheselockerung, Wundheilungsstörung) und dem Maß der aktiven Streckung nach 6 Wochen, 3 und 6 Monaten bewertet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung 8 Patienten (3 weiblich, 5 männlich) im Alter von 53,5±13,4 Jahren wurden eingeschlossen. Alle Patienten erhielten eine Rekonstruktion des Weichteildefektes mittels gefäßgestieltem Gastrocnemiuslappen und zweizeitiger Spalthautdeckung sowie Rekonstruktion des Streckapparates mittels Gastrocnemius-/Achillessehnentransfer. Alle Patienten hatte zuvor zur Infektkonsolidierung eine temporäre Arthrodese. 1 Patient benötigte eine Lappenrevision bei der Spalthautdeckung, 2 weitere erhielten Wundrevisionen bei Wundheilungsstörungen. 1 Patient erlitt eine Rezidivinfektion, sodass ein K-TEP Ausbau notwendig war. Komplikationen traten bei 4 von 8 Patienten auf, wobei nur eine zum frühen Verlust der K-TEP führte. Nach 3 Monaten hatten 7 von 8 Patienten konsolidierte Weichteilverhältnisse mit vollständiger Einheilung. Die aktive Streckung war bei allen 7 Patienten nach 6 Monaten möglich. Das Bewegungsausmaß mit Extension/Flexion war durchschnittlich 0/0/70°.

Weichteildefekte und eine Kompromittierung des Streckapparates stellen in der Wechselendoprothetik des Kniegelenkes einen limitierenden Faktor für den Funktionserhalt des Kniegelenkes dar. Die Rekonstruktion des Weichteildefektes mittels autologem Gastrocnemiuslappen und simultaner Wiederherstellung des Streckapparates mittels Gastrocnemius-/Achillessehnentransfer stellt eine neue Möglichkeit dar, um insbesondere bei jüngeren Patienten die Funktion des Kniegelenkes zu erhalten.

Stichwörter Weichteildefekt, Streckapparat, Lappenplastik, Rekonstruktion, Wechselendoprothetik, Kniegelenk



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Article published online:
15 October 2020

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