Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S230-S231
DOI: 10.1055/s-0040-1717574
Vortrag
DKOU20-1071 Allgemeine Themen->25. Wirbelsäule

Spondylodiszitis, neue Erfasssung der Epidemiologie sowie Auswertung perioperativer Variablen

J Kluth
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
D cucchi
2   Dept. of Orthopaedics and Trauma Surgery, University of Bonn, Laboratory of Applied Biomechanics, University of Milan, Bonn
,
A Kasapovic
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
M Gathen
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
L Deharde
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
C Trillhaase
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
D Wirtz
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
RP flugmacher
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
› Author Affiliations
 

Fragestellung Spondylodiszitiden sind extradurale spinale Infektionen, welche die Bandscheiben, die benachbarten Wirbelkörper, oder gelegentlich auch die posterioren Elemente der Wirbelsäule betreffen.

Ziel der Studie ist es die Epidemiologie der Spondylodiszitis aufgrund der Datenlage von Patienten in einem einzelnen Wirbelsäulenzentrum über die letzten 10 Jahre zu erfassen. Weiterhin wurden die perioperativen Variablen und ihre Korrelationen analysiert.

Methodik Diese retrospektive Studie umfasste alle Patienten, die zwischen 2009 und 2019 aufgrund der Diagnose Spondylodiszitis in einem deutschen Wirbelsäulenzentrum in stationärer Behandlung waren. Demographische Daten und Informationen über Zeitpunkt der Diagnose, Art der operativen Versorgung, Nachweis eines Erregers, Liegedauer und perioperative Komplikationen wurden erfasst.

Ergebnisse und Schlussfolgerung 421 Patienten wurden eingeschlossen. Das durchschnittliche Patientenalter lag bei 65,7 ± 15 Jahren. Die mittlere Verweildauer betrug 27,3 ± 24,6 Tage. 10 Patienten (2%) waren im Bereich der HWS, 32 (8%) an der oberen BWS, 119 (28%) an der unteren BWS und 260 (62%) an der LWS betroffen. Bei 224 Patienten (53.2%) wurde eine operative Versorgung durchgeführt. Bei 15 Patienten (6,7%) erfolgte ausschließlich eine Entlastung des intraspinalen Empyems ohne Stabilisierung. Bei 4 Patienten (1,8%) erfolgte ein isoliertes ventrales Debridement mit Fusion mittels Cage, bei 77 (34,4%) eine dorsale Dekompression mit Instrumentierung ohne ventrale Fusion. Eine einzeitige dorsale 360° Fusion wurde bei 66 Patienten durchgeführt, bei 50 von diesen (22,3%) in PLIF Technik und bei 16 (7,1%) in TLIF Technik. Bei 62 Patienten (27,7%) erfolgte eine zweizeitige 360° Fusion.

Bei 148 operativ versorgten Patienten (66,1%) konnte ein Erreger nachgewiesen werden. Unter diesen Erregern zeigte sich der Staph. aureus bei 50 (33,8%), der Staph. epidermidis bei 22 (14,9%) Patienten als am häufigsten vertreten. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der Liegedauer in Bezug auf den erfolgten Keimnachweis (Staph. aureus 27 ± 23,8 Tage, Staph. epidermidis 26,8 ± 15,2 Tage).

Infektionen der Wirbelsäule sind relativ selten, neuere Studien zeigen jedoch, dass die Inzidenz stetig zunimmt. Obwohl mit einer geeigneten antibiotischen Therapie und einer immobilisierenden Orthese viele Patienten erfolgreich behandelt werden, müssen einige operiert werden. Eine operative Versorgung war in unserer Studiengruppe bei 53,2 % der Fälle erforderlich. Die Häufigkeit der verantwortlichen Spondylodiszitis Erreger hat sich geändert, sodass heute die Mehrzahl der Spondylodiszitiden eine pyogene Natur hat. Bei lediglich 66,1 % unserer operativ versorgten Patienten konnte ein Keim nachgewiesen werden, hier bestätigte sich Staph. aureus als häufigster Erreger. Die Ergebnisse dieser Studies, sowie aktuelle Kenntnisse über die Epidemiologie der Spondylodiszitiden sind hilfreich für eine optimale Behandlung der Erkrankung.

Stichwörter Spondylodisztis; Infektion; Wirbelsäule; intervertebrale Fusion; Epidemiologie; Erreger



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Article published online:
15 October 2020

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