Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S236
DOI: 10.1055/s-0040-1717586
Poster
DKOU20-1091 Allgemeine Themen->26. Freie Themen

Proximale Periprothetische Femurfrakturen: Einfluss der präoperativen Verweildauer auf die postoperative Morbidität und Letalität

R Langenhan
*   präsentierender Autor
1   Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen
,
S Bushuven
1   Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen
,
A Kilper
2   Klinikum Chemnitz gGmbH, Klinik fuer Orthopädie und Unfallchirurgie, Chemnitz
,
N Reimers
2   Klinikum Chemnitz gGmbH, Klinik fuer Orthopädie und Unfallchirurgie, Chemnitz
,
A Probst
1   Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie, Singen
› Author Affiliations
 

Fragestellung Eine kurze präoperative Verweildauer (pVWD) von maximal 48 Stunden nach proximalen Femurfrakturen des geriatrischen Patienten (Pat.) soll die postoperative (po.) Morbidität und Letalität senken. Diese pVWD dient deshalb als Qualitätsindikator für die Versorgung dieser Verletzungen.

Obwohl Pat. mit proximalen periprothetischen Femurfrakturen (PPFF) ein vergleichbares Komorbiditätsprofil zeigen, gibt es aufgrund der Komplexität der Verletzung und Behandlung solche Strukturvorgaben noch nicht.

Ziel dieser Studie ist zu prüfen, ob es bei diesen Pat. einen Zusammenhang zwischen der pVWD und der po. Morbidität und Letalität gibt.

Methodik Retrospektiv erfolgte eine Datenauswertung (09/1992-12/2018) von 202 Pat. (137w/65m, Durchschnittsalter 82,8 (58-99) Jahren) nach Versorgung einer PPFF.

Das Kollektiv wurde anhand der pVWD in Gruppe I (< 49 Stunden) mit 56 Pat. und in Gruppe II (>48 Stunden) mit 146 Pat. unterteilt und mittels Alter, Geschlecht, BMI, ASA-Score und Charlson Comorbidity Index (CCI) beschrieben.

Zielparameter der Studie waren die Komplikationsrate, die Veränderungen der Mobilisation und des Wohnortes im po. Verlauf und die Letalität innerhalb des ersten Jahres po. Das Signifikanzniveau wurde festgelegt auf p < 0,05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Ein Prothesenschaftersatz erfolgte in Gruppe II häufiger als in Gruppe I (100 vs. 13; p < 0,001). Pat. der Gruppe I und II zeigten bezüglich Alter (80,7 vs. 83,6), ASA-Score (2,84 vs. 3,05) und CCI (2,1 vs. 2,8) signifikante Unterschiede.

Die pVWD (Guppe I: 30,8 Stunden; Gruppe II: 121,8; p < 0,001) hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Wiedererlangen der Mobilität (Gruppe I: 84%; Gruppe II: 82,7 % blieben mobil) und der Wohnsituation (Gruppe I: 76,2%; Gruppe II: 75,5 % kehrten wieder nach Hause zurück).

Die Letalität des gesamten Kollektives betrug nach 30 Tagen 5,9 % (Gruppe I: 3,6%; Gruppe II: 6,8%; p = 0,315), nach 3 Monaten 10,9 % (Gruppe I: 8,9%; Gruppe II: 11,6%; p = 0,562) und nach 1 Jahr 26,7 % (Gruppe I: 21,4%; Gruppe II: 28,7%; p = 0,273).

Komplikationen traten gesamthaft bei 57 Pat. auf (28,2%) ohne signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen (Gruppe 1: 15x (26,8%); Gruppe 2: 42x (28,8%), wobei bei einem verzögerten Operationszeitpunkt die Rate an nicht-chirurgischen Komplikationen mehr als doppelt so hoch war (Gruppe I: 5,4%; Gruppe II: 10,9%; p = 0,112).

In der Subgruppenanalyse “Prothesenschaftersatz” und “Prothesenschafterhalt” zeigten die Zielparameter beim Vergleich der pVWD ebenfalls keine signifikanten Unterschiede.

Die aufwendigere (materiell, zeitlich, personell) Versorgungstechnik des Prothesenschaftersatzes und die oftmals dadurch bedingte längere präoperative VWD bei signifikant älteren und kränkeren Pat. zeigen im vorgestellten monozentrischen Setting keine signifikant schlechteren Ergebnisse im Vergleich zu einem früheren Versorgungszeitpunkt.

Zukünftige Untersuchungen müssen anhand eines multizentrischen Ansatz den Einfluss von weiteren Pat.- und Behandlungsfaktoren hinsichtlich dieser Ergebnisparameter prüfen.

Stichwörter Periprothetische Femurfraktur; Morbidität; Letalität; präoperative Verweildauer; time to surgery



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Article published online:
15 October 2020

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