Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S238-S239
DOI: 10.1055/s-0040-1717591
Vortrag
DKOU20-1101 Allgemeine Themen->14. Endoprothetik

Sind Standardtechniken ausreichend um die Variationen im posterioren tibialen Slope und im MPTA zu adressieren?

M Meier
*   = präsentierender Autor
1   Sportklinik Stuttgart, Stuttgart
,
D Janssen
1   Sportklinik Stuttgart, Stuttgart
,
FX Köck
2   MedArtes, Neutraubling
,
E Thienpont
3   Clinique universitaires Saint Luc, Woluwe-Saint-Lambert
,
J Beckmann
1   Sportklinik Stuttgart, Stuttgart
,
R Best
1   Sportklinik Stuttgart, Stuttgart
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Das primäre Ziel dieser Studie war es, die Variationen des medialen posterioren tibialen Slopes (MPTS) und des lateralen posterioren tibialen Slopes (LPTS) sowie des medialen proximalen Tibiawinkels (MPTA) zu quantifizieren und den Anteil an Patienten zu bestimmen, bei denen die Verwendung von Standardtechniken einschließlich verschiedener Ausrichtungstechniken zu einer Veränderung des individuellen PTS (posteriorer tibialer Slope) und des MPTA führen würde.

Weiterhin war es von Interesse, ob eine Korrelation zwischen PTS und MPTA oder zwischen MPTS und LPTS besteht.

Methodik: Eine retrospektive Studie wurde an 234 konsekutiv ausgewählten Patienten, die sich einem individuellen Kniegelenksersatz unterzogen, durchgeführt. Für alle Messungen wurden dreidimensionale Dünnschicht-CT-basierte CAD-Modelle verwendet. Die Messungen umfassten MPTS und LPTS sowie MPTA. Um den Anteil an Patienten zu quantifizieren, für die die Verwendung von Standardtechniken zu einer Veränderung im MPTS, LPTS oder MPTA > 2° führen, wurden die Patientendaten mit denen von Standardtechniken verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Analyse zeigte eine große Variation von MPTS, LPTS und MPTA innerhalb der Studienkohorte. MPTS und LPTS variierten sowohl inter- als auch intraindividuell signifikant. Der PTS reichte auf der medialen Seite von -4,3° bis 16,8° und auf der lateralen Seite von -2,9° bis 17,2°. Der intraindividuelle Unterschied zwischen MPTS und LPTS im jeweils gleichen Knie betrug mit Mittel 2,6° (SD 2,0) mit einem Maximum von 9,5°. Der MPTA reichte von 79,8 bis 92,1° mit einem Mittelwert von 86,6° (SD 2,4).

64,96 % (152/234) der Patienten hatten einen MPTS, und 52,99 % (124/234) der Patienten hatten einen LTPS < 3° oder > 7°. Dies hätte bei Verwendung eines Standard-PTS von 5° eine Veränderung des PTS des Patienten > 2° zur Folge.

Die Analyse zeigte auch, dass 83,33 % (195/234) der Patienten einen MPTA > 92° oder < 88° hatten, was bei einer mechanischen Ausrichtungstechnik (MPTA = 90°) zu einer postoperativen Veränderung des MPTA > 2° führen würde. Eine anatomische Ausrichtung (MPTA= 87°) würde bei 41,45 % (97/234) der Patienten mit einem MPTA > 89° oder < 85° in einer postoperativen Veränderung des MPTA > 2° resultieren.

Die statistische Analyse ergab eine schwach positive Korrelation zwischen MPTA und MPTS.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigte, dass die Geometrie des Tibiaplateaus sowohl in der sagittalen als auch in der koronaren Ebene interindividuell auffallend stark variiert, wobei Unterschieden von bis zu 20° beobachtet wurden. Zusätzlich müssen auch intraindividuelle Unterschiede zwischen MPTS und LPTS bis zu 10° berücksichtigt werden, was nahezu immer Kompromisse bedingen muss.

Diese Ergebnisse stellen in Frage, ob die Verwendung von Standardtechniken diese Variationen (allein tibial) ausreichend berücksichtigen kann.

Stichwörter:

PTS, MPTA, Tibiale Geometrie, TKA, koronares Alignment, sagittales Alignment



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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