Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S242-S243
DOI: 10.1055/s-0040-1717599
Vortrag
DKOU20-1118 Allgemeine Themen->26. Freie Themen

Hat der Operationszeitpunkt einen Einfluss auf den klinischen Verlauf und das Behandlungsergebnis bei geriatrischen Patienten mit Acetabulumfrakturen

M Frink
*   = präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg
,
F Imruck
2   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
F-W Brandt
2   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
S Ruchholtz
2   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
R Aigner
2   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Die Inzidenz geriatrischer Acetabulumfrakturen steigt aufgrund der demographischen Entwicklung und dem höheren Aktivitätsniveau der älteren Bevölkerung. Im Gegensatz zu Acetabulumfrakturen des jungen Menschen sind Niedrigrasanz-Mechanismen ähnlich wie bei proximalen Femurfrakturen häufiger eine Ursache dieser Verletzung in dieser Patientengruppe. Zudem finden sich bei älteren Patienten häufiger Frakturen des vorderen Pfeilers. Im Gegensatz zu den Frakturen des proximalen Femur gibt es hinsichtlich des optimalen Versorgungszeitpunktes keine wissenschaftlich belegten Empfehlungen oder entsprechende Leitlinien. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss des Operationszeitpunktes auf den klinischen Verlauf und die Mortalität zu untersuchen.

Methodik: In die vorliegende Analyse wurden alle Patienten mit einem Alter ≥ 60 Jahre, die aufgrund einer Acetabulumfraktur in unserem Traumazentrum behandelt wurden, eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden alle Patienten, die die Verletzung aufgrund eines Hochrasanz-Mechanismus erlitten hatten. Die Daten der eingeschlossenen Patienten wurden aufgrund des Operationszeitpunktes gruppiert und hinsichtlich des klinischen Verlaufs und der Mortalität untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 144 Patienten in die vorliegende Studie eingeschlossen werden. Davon wurden 41 Patienten innerhalb der ersten 48h nach Aufnahme operativ versorgt, 38 Patienten an den Tagen 3 und 4 und 65 Patienten nach mehr als 4 Tagen. Zwischen den 3 untersuchten Gruppen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Alters, des Geschlechts und der Begleiterkrankungen gemessen mit dem Charlson Comorbidity Index. Hinsichtlich der Dauer der operativen Versorgung (116,5±36,8 vs. 101,6±35,2 vs. 105,2±38,5 min; p>0,05) und des intraoperativen Blutverlustes zeigten sich keine Unterschiede. Die Patienten, die im späteren Intervall operiert wurden, mussten präoperativ länger auf der Intensivstation behandelt werden (0,4±0,7d vs. 0,7±1,4d vs. 2,0±3,3d; p < 0,01); die notwendige intensivmedizinische Behandlungsdauer war zwischen den untersuchten Subgruppen gleich (4,3±6,4d vs. 3,7±6,6d vs. 6,5±13,2d; p >0,05). Die Dauer der stationären Behandlung zeigte keine Unterschiede zwischen den untersuchten Subgruppen (17,9±9,9d vs. 17,2±7,5d vs.

24,6±16,4d; p>0,05). Die Mortalität zeigte sich in den untersuchten Subgruppen ohne statistisch signifikante Differenz (7,3 vs.0,0 % vs. 9,2%, p>0,05).

In der vorliegenden Studie konnte kein relevanter Einfluss des Operationszeitpunktes auf den klinischen Verlauf und die Mortalität bei älteren Patienten mit Acetabulumfrakturen nachgewiesen werden. Die Studienergebnisse sind durch das retrospektive Design limitiert.

Stichwörter: Geriatrisches Trauma, Acetabulumfraktur, Operationszeitpunkt



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Article published online:
15 October 2020

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