Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S245-S246
DOI: 10.1055/s-0040-1717606
Vortrag
DKOU20-1146 Allgemeine Themen->26. Freie Themen

Prävalenz der begleitenden Knorpelläsionen bei oberen Sprunggelenk-Luxationsfrakturen und das klinische Outcome

A Jawhar
*   = präsentierender Autor
1   Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim
,
J Adam
1   Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim
,
A Darwich
1   Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim
,
U Obertacke
1   Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Universitätsmedizin Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheim
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Begleitende Knorpelläsionen bei OSG-Luxationsfrakturen (OSG-Luxationsfraktur) könnten posttraumatische Beschwerden und/oder Funktionsdefizite verursachen. Die Prävalenz der begleitenden Knorpelläsionen nach OSG-Luxationsfraktur und deren Auswirkungen auf die postoperative Funktion sind bislang unklar

Die Hypothesen der vorliegenden Arbeit lauten:

  • Die Prävalenz von Knorpelläsionen bei OSG-Luxationsfrakturen ist höher als 50%

  • Das funktionelle Ergebnis ein Jahr posttraumatisch wird durch die nachgewiesenen Knorpelläsionen negativ beeinflusst

Methodik: In die prospektive Studie erfolgte mit Einwilligung bis dato der Einschluss von 60 Patienten (Altersdurchschnitt 40 Jahre; w/m 24/36) mit einer OSG-Luxationsfraktur. Zur Erfassung der posttraumatischen Knorpelläsionen wurde bei der primären Osteosynthese eine diagnostische Arthroskopie des oberen Sprunggelenks durchgeführt. Die Prävalenz, die Lokalisation (Talus Zone 1-8, Tibia Zone 1-2, Fibula Zone 1 nach Leontaritis et al.), die Gesamtgröße pro Fall (mm²) und der Schweregrad

(ICRS-Klassifikation) der Knorpelläsionen wurden systematisch erfasst. Die klinischen Ergebnisse wurden anhand validierter Fragebögen primär (Gegenseite/Prätraumatisch) und 1 Jahr postoperativ quantifiziert: AOFAS; FAOS; SF-36; Tegner-AS. Ferner wurden die Differenz des Bewegungsausmaßes im Seitenvergleich und die Komplikationsrate erhoben. Die statistische Datenauswertung mittels SPSS beinhaltet: Mittelwert, Standardabweichung, Häufigkeitsverteilung, Wilcoxon-Test.

Das positive Ethikvotum liegt vor (2016-509N-MA).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: In 42 Fällen (70%) konnten Knorpelläsionen bei der Primärversorgung nachgewiesen werden. 88 % der Knorpelläsionen wurden am Talus, am häufigsten im Bereich der medialen Talusschulter, lokalisiert. Die durchschnittliche Gesamtgröße der Knorpelläsionen pro Fall betrug 72 mm2. Die Verteilung der Knorpelläsionen nach Schweregrad wurde in [Tab. 1]

Tab. 1

ICRS

Häufigkeit der Knorpelschäden

Grad 1

21 %

Grad 2

25 %

Grad 3

33 %

Grad 4

21 %

und die klinischen Ergebnisse in [Tab. 2]

Tab. 2

Mittelwert (Standardabweichung)

Gegenseite/ Prätraumatisch

Verletzte Seite/ 1 Jahr Postop

AOFAS (0-100)

98 (2,5)

85 (14)

FAOS (0-500)

496 (7,5)

403 (97)

SF-36 (0-800)

697 (112)

599 (197)

Tegner Score (0-10)

4,2 (1,2)

3,7 (1,4)

dargestellt. In 71 % der Fälle war das Bewegungsausmaß 1 Jahr postoperativ im Seitenvergleich um < 10 Grad vermindert. Die Auswertung der bisher nachuntersuchten Fälle, n= 30 mit Knorpelläsion versus n = 12 ohne Knorpelläsion, ergab keinen Unterschied (p >0,05) im klinischen Outcome 1 Jahr postoperativ. In 6 Fällen (10%) traten oberflächliche Wundheilungsstörungen auf, ohne Revisionsindikation. Ein Revisionseingriff wurde zur Optimierung des Repositionsergebnisses frühpostoperativ notwendig.

Die hohe Prävalenz der posttraumatischen Knorpelläsionen bei OSG-Luxationsfraktur stützt die erste Hypothese. Erste Resultate zeigen 1 Jahr postoperativ gute klinisch-/funktionelle Ergebnisse mit und ohne begleitenden Knorpelläsionen. Das Wissen um begleitende Knorpelläsionen könnte helfen, die Grenzen der operativ-osteosynthetischen Versorgung für den individuellen Patienten mittel- und langfristig zu definieren. Weitere Nachuntersuchungen sind vorgesehen.

Stichwörter: OSG; Knorpelschaden; Fraktur; AOFAS; FAOS



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Article published online:
15 October 2020

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