Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S247
DOI: 10.1055/s-0040-1717608
Vortrag
DKOU20-1150 Grundlagenforschung->28. Bildgebung - Navigation - Robotik

Welchen Einfluss haben Alter und Knochenqualität auf die Frakturmorphologie proximaler Humerusfrakturen? CT basierte Registerdaten

N Hawi
*   = präsentierender Autor
1   Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover
,
S Razaeian
1   Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover
,
M Omar
1   Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover
,
E Liodakis
1   Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover
,
C Krettek
1   Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik, Hannover
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Die proximale Humerusfraktur ist eine übliche Fraktur bei Osteoporose und zählt zu den häufigsten Frakturen des alten Menschen. Beschreiben frühere Studien den gering dislozierten Frakturtyp als den häufigsten, so ist aufgrund des Demografiewandels eine Veränderung der Altersverteilung und eine Zunahme komplexer Frakturen anzunehmen.

Methodik: Es erfolgte die retrospektive Beobachtung aller Patienten mit proximaler Humerusfraktur eines überregionalen Traumazentrums in den Jahren 2016 und 2017. Alle Patienten erhielten zur Diagnostik ein konventionelles Röntgenbild in 2 Ebenen und eine CT Bildgebung. Anhand der vorhandenen Bildgebung (Röntgenbild und CT) wurde die Fraktur klassifiziert (deskriptive Beschreibung der Morphologie, Codman, Neer, AO, Resch) und die Knochenqualität anhand des Deltoid Tuberosity Index (DTI) bestimmt (DTI < 1,4 schlechte lokale Knochenqualität). Im Anschluss erfolgte anhand der Häufigkeits- und Altersverteilung der Patienten das Festlegen von Altersintervallen. Die Analyse sämtlicher Faktoren erfolgte anhand dieser Altersgrenzen und anhand des DTI.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ergebnisse:

Insgesamt wurde bei 237 Patienten in den Jahren 2016 und 2017 die Diagnose proximale Humerusfraktur gestellt. Bei 200 Patienten wurde die komplette Bildgebung mit konventioneller und CT Bildgebung durchgeführt. Da Durchschnittsalter betrug 64,6 18,3 Jahre. 132 Patienten waren weiblich (66%) und 68 Patienten männlich (34%).

Die Häufigkeits- und Altersverteilung der Fraktur zeigte eine Normalverteilung, wobei sich folgende Altersgrenzen ergaben: < 45 Jahre, 45 bis 65 Jahre und > 65 Jahre.

Die altersspezifische Einteilung erbrachte eine Signifikanz in Bezug auf Geschlechtsverteilung (p < 0,001), deskriptiver Beschreibung der Morphologie (p < 0,001) und der Klassifikation nach Resch (P = 0,023). Keine Signifikanzen ergaben sich in Bezug auf die Klassifikationen nach Codman (P = 0,071) und Neer(P = 0,393).

Von den Patienten mit einem DTI < 1,4 waren 54 (76%) weiblich und 17 (24%) männlich. Von den Patienten mit einem DTI > 1,4 waren 78 (61%) weiblich und 51 (39%) männlich.

Eine Analyse anhand des DTI zeigte eine Signifikanz in Bezug auf Geschlechtsverteilung (P = 0,029), der deskriptiven Beschreibung der Frakturmorphologie (P = 0,004), der Klassifikationen nach Neer (p < 0,001) und Resch (P = 0,001). Keine Signifikanz konnte in Bezug auf die Klassifikation nach Codman (P = 0,457) beobachtet werden.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass sich zur frakturmorphologischen Betrachtung der proximalen Humerusfraktur sowohl die Einteilung in bestimmte Altersgruppen, vor allem aber die lokale Knochenqualität anbietet. Die Implementierung beider Aspekte in bestehende Klassifikationen wäre denkbar. Inwieweit diese Faktoren das Outcome der Patienten beeinflusst, muss in weiteren Studien analysiert werden.

Stichwörter: Proximale Humerusfraktur, Klassifikation, Osteoporose



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Article published online:
15 October 2020

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