Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S259-S260
DOI: 10.1055/s-0040-1717636
Vortrag
DKOU20-1228 Schwerpunktthemen->3. Best Ager Plus – neue Herausforderungen für O&U

Der trans-sakrale Bar zur Versorgung von Fragilitätsfrakturen des Beckens Einleitung:

D Wagner
*   = präsentierender Autor
1   Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
M Kisilak
2   Department of Traumatology, University Medical Centre Ljubljana, Ljubljana
,
G Porcheron
1   Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
A Hofmann
3   Westpfalz-Klinikum GmbH, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie 1, Kaiserslautern
,
Rommens PM
1   Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Durch epidemiologische Veränderungen sehen wir eine deutliche Zunahmen von Patienten mit einer Fragilitätsfraktur des Beckens (FFP), wobei in bis zu 90 % der Patienten eine Beteiligung des hinteren Beckenringes vorliegt. Eine operative Intervention ist bei immobilisierenden oder langanhaltenden Schmerzen bzw. einer dorsal verschobenen Fraktur indiziert. Dies ist eine retrospektive Studie über die minimal-invasive Anwendung eines trans-sakralen Bar durch S1 als mögliche Versorgung zur dorsalen Stabilisierung.

Methodik: Eingeschlossen wurden alle Patienten, welche in den Jahren 2009-2017 bei einer FFP mit einem trans-sakralen Bar behandelt wurden. Die Krankengeschichte wie auch Röntgenbilder wurden analysiert und die Patienten im Jahre 2018/2019 kontaktiert. Hierbei erhoben wurde die Mortalität, der Mobilitätsstatus und die aktuelle Wohnumgebung. Mit Ausnahme von 3 Patienten (4%) konnten alle noch lebenden Patienten zum Follow-up eingeschlossen werden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eingeschlossen wurden 85 Patienten mit einem Altersmedian von 78 Jahren (IQR 73-84, 50-95). Eine dorsal nicht dislozierte Fraktur wiesen 38 % auf (FFP 2), 3 % waren dorsal unilateral (FFP 3) und 59 % dorsal bilateral disloziert (FFP 4). In 61 % der Patienten wurde dorsal zusätzlich uni- oder bilateral eine Sakroiliakal-Schraube verwendet.

Patienten mit einer anterioren Fraktur erhielten in 78 % zusätzlich eine Stabilisierung des vorderen Beckenringes. Eine operative Revision wurde in 17 % durchgeführt (5x Hämatomentlastung, 4x Debridement bei lokalem Infekt, 9x Metallentfernung - Kombination möglich). Die Hospitalisationsdauer betrug 20 +/-12 Tage. Bei Entlassung waren 54 % mit Gehhilfen mobil, 25 % wurden nach Hause entlassen und 51 % in eine Geriatrie oder Rehabilitationseinrichtung.

Im Verlaufe bestand eine Mortalität von 30%, eine Patientin verstarb während des stationären Aufenthaltes. Die Patienten verstarben 151 +/-129 Wochen nach stationärem Aufenthalt. Das kumulative Überleben nach 1 Jahr war 92%, nach 2 Jahren 88%. Nach einem medianen Follow-up von 173 Wochen (IQR 99-282) lebten 84 % der Patienten in häuslichem Umfeld, jedoch ein Drittel mit Hilfestellung. Zur Mobilität benötigen 64 % ein Hilfsmittel, 18 % ohne Hilfsmittel, die restlichen 18 % sind bettlägerig oder mit Transfer in Stuhl mobil. Der mittlere EQ5D-Index von 0.53 spiegelt dieses geriatrische Patientengut wieder.

Bei diesem hochbetagten Patientengut ist der trans-sakrale Bar eine gute Methode zur Stabilisierung hinteren Beckenringfrakturen und Wiederherstellung der Mobilität, sofern dies die individuelle Anatomie erlaubt. Es konnte eine tiefe 1-Jahresmortalität sowie eine gute Wiederherstellung der Mobilität erreicht werden.

Stichwörter: Fraktur, Becken, Fragilität



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Article published online:
15 October 2020

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