Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S260
DOI: 10.1055/s-0040-1717637
Poster
DKOU20-1229 Allgemeine Themen->19. Polytrauma

Simultanes Kompartmentsyndrom beider Ober- und Unterschenkel nach Verschüttungstrauma - ein Fallbericht

S Jovic
*   = präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
TM Heintel
1   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
,
F Gilbert
2   Universitätsklinikum Würzburg, Chir. Klinik II, Klinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherst.-Chir., Würzburg
,
R Meffert
3   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Würzburg
› Author Affiliations
 

Fragestellung: Das simultane Kompartmentsyndrom von Ober- und Unterschenkel ist ein selten beschriebenes Krankheitsbild. Ätiologisch stehen Frakturen, schwere lokale Weichteiltraumen und längere Lagerung in Steinschnittlage im Vordergrund. Eine Komplikation mit hoher Morbidität und Mortalität stellt in diesem Zusammenhang die Ausbildung eines CRUSH-Syndroms dar

Methodik: Case Report

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Wir berichten von einem Patienten, der von einem 200 kg schweren, mit Kunststoffgranulat gefülltem Sack, in Kauerstellung (maximale Flexion in Hüft- und Kniegelenken) verschüttet wurde. Bis zur Bergung des Patienten vergingen 2 Stunden. Aufnahme und Primärdiagnostik erfolgte in einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung.

Hierbei zeigte sich neben einer gering dislozierten Beckenschaufelfraktur und Querfortsatzabrissen an der LWS zunächst ein unauffälliger Befund beider Beine. Wenige Stunden nach Aufnahme kam es zu einem massiven Anstieg der CK auf > 70000 U/l, einer Myoglobinämie, Hyperkaliämie und akutem oligurischem Nierenversagen. Die Kollegen entschieden sich in dieser Situation zu einer Sekundärverlegung in ein Haus der Maximalversorgung.

In der unfallchirurgischen Aufnahmeuntersuchung zeigte sich unter bereits eingeleiteter kontinuierlicher Hämodiafiltration ein akutes Kompartmentsyndrom beider Ober- und Unterschenkel mit fehlenden peripheren Pulsen, massiver Weichteilschwellung und beginnender Ausbildung von Spannungsblasen. Die periphere Neurologie war bei tief analgosediertem und beatmetem Patienten nicht beurteilbar.

Beim klinischen Bild eines manifesten Kompartmentsyndroms sahen wir die klare Indikation zur sofortigen Faszienspaltung ohne weitere Gewebedrucksmessung. Hierbei erfolgte die Eröffnung aller vier Unterschenkelkompartimente über eine laterale Dermatofasziotomie, die Entlastung des anterioren und posterioren Kompartments am Oberschenkel über eine posterolaterale Dermatofasziotomie sowie Dekompression der Adduktorenloge am Oberschenkel über eine über eine separate mediale Inzision. Die Ausscheidung sistierte im Verlauf vollständig. In der ersten Revision 48 Stunden postoperativ zeigten sich Nekrosen der Adduktoren- sowie der Tibialis anterior Logen.

Bei einem beatmeten analgosedierten Patienten sind die klinischen Symptome des Kompartmentsyndroms wie abnormer Schmerz, Parästhesien und Paresen kaum beurteilbar Auffällig ist häufig nur eine Schwellung und Verhärtung der betroffenen Muskulatur. Hierbei sollte die Indikation zur Dermatofasziotomie großzügig gestellt werden.

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Article published online:
15 October 2020

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