Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S153
DOI: 10.1055/s-0040-1717718
Vortrag
DKOU20-721 Allgemeine Themen>26. Freie Themen

Hohe Rate unerwarteter positiver Kulturen bei vermutet aseptischen Revisionseingriffen nach Osteosynthese einer proximalen Humerusfraktur

D Akgün
*   präsentierender Autor
1   Charite Universitätsmedizin, Centrum für muskulosketale Chirurgie, Berlin
,
K Thiele
1   Charite Universitätsmedizin, Centrum für muskulosketale Chirurgie, Berlin
,
F Plachel
1   Charite Universitätsmedizin, Centrum für muskulosketale Chirurgie, Berlin
,
M Minkus
1   Charite Universitätsmedizin, Centrum für muskulosketale Chirurgie, Berlin
,
P Siegert
1   Charite Universitätsmedizin, Centrum für muskulosketale Chirurgie, Berlin
,
P Moroder
1   Charite Universitätsmedizin, Centrum für muskulosketale Chirurgie, Berlin
› Author Affiliations
 

Fragestellung Bei Revisionseingriffen nach Osteosynthese proximaler Humerusfrakturen ist die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass das Versagen eine Folge einer nicht erkannten Infektion sein kann. Ähnlich wie in der Schulterendoprothetik kann in der Frakturversorgung eine low-grade Infektion mit postoperativer Steife sowie Schmerzen assoziiert sein.

Das Ziel dieser Studie war daher die Analyse der Prävalenz von unerwartet positiven Kulturen und Evaluation der klinischen Charakteristika der Patienten mit positiven Kulturen bei vermutet aseptischen Revisionseingriffen nach Osteosynthese einer proximalen Humerusfraktur.

Methodik Es erfolgte eine retrospektive Analyse aller Patienten, die eine Revisionsoperation (inklusive reiner Implantatentfernung) nach Osteosynthese einer proximalen Humerusfraktur zwischen 04/2013 und 07/2018 erhalten haben. Patienten mit einer akuten Infektion, mit offensichtlichen Infektzeichen und mit < 2 Gewebeproben während des Revisionseingriffs wurden ausgeschlossen. Demographische Daten, C-reaktives Protein, mikrobiologische Ergebnisse des Revisionseingriffs, ASA Score, die Zeit zwischen Primär- und Revisionseingriff, sowie die Bewegungsumfänge des betroffenen Gelenks vor der Revisionsoperation wurden für jeden Patienten aufgezeichnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt konnten 62 Patienten in die Studie eingeschlossen werden und in 31 Fällen (50 %) konnte ein Keim nachgewiesen werden. Die häufigste Ursache des Revisionseingriffs war eine postoperative Schultersteife (in 44 Patienten, 71 %). Cutibacterium acnes (in 21 Patienten, 67,7 %) und koagulase-negative Staphylokokken (in 12 Patienten, 38,7 %) waren die am häufigsten isolierten Mikroorganismen. Im Vergleich zeigten sich in der kultur-positiven Gruppe signifikant mehr Patienten mit einer Schultersteife als in der kultur-negativen Gruppe (26/31, 84 % vs. 18/31, 58 %, p =0,049). Das Intervall zwischen Primär- und Revisionsoperation war in der kultur-positiven Gruppe signifikant kürzer als in der kultur-negativen Gruppe (12,4 vs. 20,5 Monate, p =0,02). Eine aktive Suche nach einer periimplantären Infektion ist in allen Revisionseingriffen nach Osteosynthese einer proximalen Humerusfraktur trotz fehlender klinischer und paraklinischer.

Infektzeichen, vor allem bei Patienten mit einer postoperativen Steife empfehlenswert. Low-grade Infekte könnten Mitschuld an der Entstehung einer postoperativen Schultersteife nach Osteosynthese einer proximalen Humerusfraktur sein.

Stichwörter Humeruskopffraktur; Schultersteife; Infektion; Osteosynthese



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Article published online:
15 October 2020

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