Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S160
DOI: 10.1055/s-0040-1717733
Vortrag
DKOU20-757 Allgemeine Themen>19. Polytrauma

Evaluation eines Schockraum-Downgrade-Protokolls bei isolierten GoR B-Kriterien-Indikationen

J Streblow
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum f. Orthopädie, Unfallchir. und Parapleg., Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg
,
E Popp
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Anästhesiologie, Ltd. Sektion Notfallmedizin, Heidelberg
,
G Schmidmaier
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum f. Orthopädie, Unfallchir. und Parapleg., Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg
,
C Leowardi
3   Universitätsklinikum Heidelberg, Chirurgische Klinik (Zentrum), Klinik für Allg.- Visz.- und Transplant.Chirurgie, Heidelberg
,
Baumann E-M
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum f. Orthopädie, Unfallchir. und Parapleg., Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg
,
A Junker
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum f. Orthopädie, Unfallchir. und Parapleg., Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg
,
M Appel
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum f. Orthopädie, Unfallchir. und Parapleg., Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg
,
T Grossner
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum f. Orthopädie, Unfallchir. und Parapleg., Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die "S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletztenbehandlung" enthält Entscheidungshilfen (sog. "A- und B-Kriterien") für die Schockraumversorgung von schwerverletzten Patienten. Zur Einschätzung der Notwendigkeit einer solchen ressourcenintensiven Versorgung wurden Grade of Recommendation (GoR) AKriterien anhand von Störungen von Vitalparametern sowie offensichtlichen Unfallverletzungen definiert während die GoR B-Kriterien sich ausschließlich auf den Unfallmechanismus beziehen, ohne den Zustand des Patienten zu berücksichtigen. Zunehmend werden bundesweit Patienten über den Schockraum aufgenommen bei denen ausschließlich ein GoR B-Kriterium vorliegt, bei nur minimaler Verletzungsschwere (MAIS 1). Dennoch durchlaufen diese Patienten in der Regel einen definierten Algorithmus mit 3-Phasen-Polytrauma-CT, FAST, Re-FAST nach 6 Stunden und 24 Stunden intensivmedizinische Überwachung. Hierdurch kommt es zu einer deutlich erhöhten Kosten- und Personalbelastung. Die Gültigkeit der GoR B-Kriterien wird zunehmend in Frage gestellt.

Als Konsequenz wurde von unserer Arbeitsgruppe ein Kriterienkatalog zusammengestellt der, bei ausschließlich vorliegenden GoR B-Kriterien, noch im Schockraum abgefragt wird. Wenn alle Kriterien dieses Kataloges negativ sind, kann der Schockraumalgorithmus, vor bzw. nach dem Polytrauma-CT, abgebrochen und der Patient über die reguläre Notfallambulanz weiter behandelt werden.

Wir stellen hier erstmalig die retrospektive Aufarbeitung von MAIS, ISS und Dauer des Intensivaufenthaltes von Patienten vor, welche ein sog. Schockraum-Downgrading erhalten haben.

Methodik Sämtliche Patienten, Alter 18-75 Jahren, welche über den Schockraum im Zeitraum 01.01.2017-31.12.2019 nach einem Verkehrsunfall aufgenommen wurden sind gescreent worden ob ein Downgrade durchgeführt wurde. Es erfolgte innerhalb des Kollektivs die statistische Berechnung des MAIS, ISS sowie der Liegedauer im Intensivbereich. Anschließend wurden diese Daten mit einer Kontrollgruppe verglichen, die ausschließlich aufgrund eines GoR A-Kriteriums über den Schockraum aufgenommen wurden. Mann-Whitney-Test: Signifikanzniveau p ≤ 0,05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt wurden im Zeitraum 235 Patienten herabgestuft. Bei 116 Patienten erfolgte das Downgrade ohne CT-Diagnostik und bei 119 Patienten mit CT-Diagnostik. Der Mittelwert des ISS lag bei den Patienten bei 1,55 (p

≤ 0,001) sowie beim MAIS 0,87. Die mittlere Überwachungszeit im Intensivbereich lag bei 5,25 Stunden (p ≤ 0,001). Bei keinem Patienten wurde innerhalb von 24h Nachhinein eine Verletzung festgestellt, die eine Schockraumversorgung gerechtfertigt hätte. Mit dem vorliegenden Downgrade-Protokoll können sicher Patient identifiziert werden, welche bei einem vorliegenden GoR

B-Kriterium über den Schockraum aufgenommen werden, jedoch nicht den kompletten Schockraumalgorithmus durchlaufen müssen. Eine adäquate medizinische Versorgung bleibt gewährleistet bei deutlich reduzierter monetärer und personeller Belastung unter Schonung der vorhandenen Ressourcen.

Stichwörter

Leitlinie Polytrauma, Schockraum, GoR B-Kriterien



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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