Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S166
DOI: 10.1055/s-0040-1717747
Vortrag
DKOU20-782 Schwerpunktthemen>3. Best Ager Plus – neue Herausforderungen für O&U

Konsequenz des axialen Röntgenbildes bei proximale Femurfrakturen bei geriatrischen Patienten

C Macke
*   präsentierender Autor
1   Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover
,
M Werner
1   Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover
,
L Herold
1   Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover
,
O Krause
2   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover
,
C Krettek
1   Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover
,
E Liodakis
1   Medizinische Hochschule Hannover, Unfallchirurgie, Hannover
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die proximalen Femurfrakturen der geriatrischen Patienten sind deutlich zunehmend. Für die Diagnostik der Frakturen werden in den meisten Kliniken Röntgenaufnahmen des Beckens a. p. und der Hüfte axial durchgeführt. Gerade die axiale Röntgenaufnahme verursacht durch das Anheben des gegenseitigen Beines deutliche Schmerzen bei der Lagerung zur Röntgenaufnahme. Gleichwohl wird die axiale Aufnahme häufig als notwendig für die Klassifikation der Fraktur und damit für die Planung der Operation hinsichtlich Implantatwahl und Lagerung erachtet.

Unsere Nullhypothese ist, dass die axiale Aufnahme weder einen Einfluss auf die Frakturklassifikation noch auf die Op Planung hat.

Methodik Retrospektive Analyse aller initialen Röntgenbilder von Schenkelhals- (SHFx) und pertrochantären Frakturen (PTFx) in geriatrischen Patienten (≥70 Jahre) in einem Zeitraum von Mai 2018 bis August 2019. Es wurden keine Patienten ausgeschlossen. Drei erfahrene Oberärzte (>10 Jahre Erfahrung) klassifizierten zunächst nur am AP Bild alle Frakturen mittels Garden- und Pauwelsklassifikation (SHFx) oder AO Klassifikation (PTFx) und legten eine OP Strategie hinsichtlich Lagerung im Extensionstisch oder Seitenlage, sowie die Implantate (DHS, intramedullärer Nagel, Prothese, ggf. Cerclage) fest. Nach 4 Wochen erfolgte eine erneute Bewertung bei nun zusätzlich vorhandener axialer Aufnahme und geänderter Reihenfolge. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS 26 (IBM).

Ergebnisse und Schlussfolgerung Es wurden insgesamt 208 Patienten, davon 144 Frauen und 64 Männer, eingeschlossen (69 % vs 31 %), davon 90 SHFx und 118 PTFx (43 % vs 57 %). Das Durchschnittsalter betrug im Mittelwert 84,5 Jahre ± 6,9. Die Behandlung erfolgte in 46 Fällen mittels DHS, 82 mal mittels intramedullärem Nagel und in 80 Fällen mittels Prothese. In allen Fällen der DHS wurde der Extensionstisch gewählt, nur in 8 Fällen bei der intramedullären Versorgung, die restlichen wurden in Seitenlage operiert. Ansonsten wurde die operative Versorgung der Prothesen gemäß hausinternem Standard über eine Seitenlagerung durchgeführt. Die Differenzierung zwischen SHFx und PTFx anhand des Röntgen Becken ap gelang in 95,7 % bzw. 97,9 % bei Nutzung der axialen Aufnahme (p = 0,024).

Die Reliabilität der Klassifikation nach Garden und Pauwels war jedoch trotz hoher Erfahrung der auswertenden Chirurgen schlecht, sowohl wenn eine Ebene zur Verfügung stand, als auch wenn beide Ebenen verfügbar waren (Tbl1). Einzig bei der AO Klassifikation der pertrochantären Frakturen konnte die axiale Aufnahme eine Steigerung der Reliabilität erreichen. Jedoch zeigte sich keinerlei signifikante Änderung des Vorgehens durch die axiale Aufnahme.

Aufgrund der hier gezeigten Ergebnisse halten wir die axiale Aufnahme als Standardröntgen für verzichtbar, ggf. kann diese dann bei Unsicherheiten für die pertrochantäre Fraktur ergänzt werden.

Stichwörter Alterstraumatologie, Proximale Femurfraktur, Röntgendiagnostik



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Article published online:
15 October 2020

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