Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S167-S168
DOI: 10.1055/s-0040-1717749
Vortrag
DKOU20-786 Allgemeine Themen>14. Endoprothetik

Muss die Versorgung einer medialen Schenkelhalsfraktur mittels Hemiarthroplastik stets innerhalb von 24 Stunden erfolgen?

L-A Blatt
*   präsentierender Autor
1   Klinikum Saarbrücken, Saarbrücken
,
I Sahan
1   Klinikum Saarbrücken, Saarbrücken
,
M Christof
1   Klinikum Saarbrücken, Saarbrücken
,
K Anagnostakos
1   Klinikum Saarbrücken, Saarbrücken
› Author Affiliations
 

Fragestellung Der optimale Zeitpunkt der Implantation einer Hemiarthroplastik zur Behandlung einer Schenkelhalsfraktur ist nach wie vor Gegenstand der aktuellen Forschung. Laut den aktuellen Leitlinien sollten diese Patienten innerhalb der ersten 24 Stunden nach Frakturereignis versorgt werden. Das Ziel dieser Arbeit war, den Einfluss des operativen Zeitpunktes auf operationsspezifische und -unspezifische Komplikationen nach zementierter Hemiarthroplastik zur Behandlung von medialen Schenkelhalsfrakturen zu evaluieren.

Methodik Wir haben retrospektiv alle 160 Patienten, die von Januar 2016 bis Dezember 2018 operiert wurden, analysiert. Unter Beachtung der Ausschlusskriterien wurden insgesamt 140 Patienten in die Studie eingeschlossen. Folgende Parameter wurden untersucht: demographische Daten, OP-Seite, ASA-Klassifikation, Komorbiditäten, OP-Dauer, Dauer des stationären Aufenthaltes, intraoperative, postoperative und Blutungskomplikationen, die intensivmedizinische Behandlung sowie die Mortalität. Die statistische Auswertung wurde mittels des Chi-Quadrat- und des ungepaarten Student t-Tests durchgeführt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Von den 140 eingeschlossenen Operationen erfolgten 100 (71,4 %) innerhalb von 24 Stunden (davon 11 (7,9 %) innerhalb von 6 Stunden) sowie 40 (28,6 %) Operationen nach 24 Stunden. Das weibliche Kollektiv zeigte ein höheres mittleres Durchschnittsalter mit 84,1 Jahren, verglichen zu der männlichen Population mit 80,2 Jahren. Bei der Analyse der Komorbiditäten zeigte sich eine erhöhte Rate an Herzklappenerkrankungen bei Patienten mit einer Operation nach 24 Stunden. Hinsichtlich aller anderen Komorbiditäten konnte kein signifikanter Unterschied eruiert werden. Die Analyse des Intensivaufenthaltes zeigte weder bezüglich der Liegedauer noch der Ursache für den Intensivaufenthalt einen signifikanten Unterschied zwischen den Kollektiven. Operationen nach 24 Stunden zeigten eine erhöhte Rate an postoperativen Pneumonien.

Insgesamt zeigte sich hinsichtlich Blutungskomplikationen, operationsspezifischen Komplikationen und dem weiteren postoperativen Komplikationsprofil jedoch sonst kein signifikanter Unterschied zwischen den einzelnen Kollektiven. Operationen nach 24 zeigten keine signifikant erhöhte Mortalität.

Unsere Studienergebnisse zeigen, dass auch multimorbide Patienten bei einer Operation nach 24 Stunden weder eine signifikant erhöhte intraoperative, postoperative Komplikationsrate, noch eine erhöhte Rate an Blutungskomplikationen oder notwendiger Revisionen aufweisen. Operationen nach 24 Stunden sind zwar mit einer erhöhten Pneumonierate verbunden, diese zeigten jedoch stets einen milden Verlauf und führten in keinem Fall zu einem Intensivaufenthalt oder einer verlängerten stationären Verweildauer. Insgesamt konnte keine erhöhte Mortalität bei Operationen nach 24 Stunden nachgewiesen werden und somit sollte diese Studie Anlass geben, um die Leitlinie bezüglich des empfohlenen Operationszeitpunktes kritisch zu überdenken.

Stichwörter mediale Schenkelhalsfraktur, Duokopfprothese, Operationszeitpunkt, Hemiarthroplastik



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Article published online:
15 October 2020

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