Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S169
DOI: 10.1055/s-0040-1717752
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DKOU20-790 Allgemeine Themen>25. Wirbelsäule

German Spinal Cord Injury Survey (GerSCI) - Eine nationale multizentrische Bestandsaufnahme der Querschnittlähmung

F Möller
*   präsentierender Autor
1   Klinik für Unfallchirurgie, Justus-Liebig Universität, Gießen
,
C Sturm
2   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitationsmedizin, Hannover
,
A Bökel
2   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitationsmedizin, Hannover
,
C Heiß
1   Klinik für Unfallchirurgie, Justus-Liebig Universität, Gießen
,
Abel F-R
3   Klinikum Bayreuth/Klinik Hohe Warte, Klinik für Querschnittgelähmte, Bayreuth
› Author Affiliations
 

Fragestellung Das Krankheitsbild der Querschnittlähmung besitzt hohe Alltagsrelevanz in der unfallchirurgischen Praxis. Sie ist End- und Folgepunkt vieler polytraumatisierter Patienten sowie bei isolierten Wirbelsäulentraumata. Jedoch bekommt diese im Rahmen des demographischen Wandels auch einen zunehmenden Stellenwert in der Alterstraumatologie. Trotz der relativen Häufigkeit des Krankheitsbildes bestand bis zum Jahre 2016 keine systematische Erfassung hinsichtlich Ätiologie sowie zur Versorgungs- und Rehabilitationssituation der Patienten für Deutschland.

Das Projekt “German Spinal Cord Injury Survey” (GerSCI) hat sich unter Federführung der Medizinischen Hochschule Hannover unter Förderung der deutschsprachigen medizinischen Gesellschaft für Paraplegie (DMGP) als Teil einer internationalen Studie in 28 Ländern unteranderem zum Ziel gesetzt:

  • Die Ätiologie der Querschnittlähmung in Deutschland zu analysieren,

  • eine deskriptive Beschreibung der Lebensqualität von Betroffenen zu generien,

  • sowie gesundheitliche Komorbitäten nach Eintreten der Querschnittlähmung zu erfassen.

Methodik Ein weltweit grundlegend standartisierter und auf den deutschen Sprachraum sowie die das deutsche Versorgungssystem adaptierter Fragebogen wurde an 5598 Patienten aus 8 deutschen Zentren für Querschnittlähmung versendet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Von n=5598 kontaktieren Patienten mit Querschnittlähmung sendeten 1406 Patienten einen ausgefüllten Fragebogen zurück. Die Antwortrate liegt hiermit bei 32,4 %. Das Durchschnittsalter der Betroffenen lag bei 55,3 Jahren (SD=14,6). Zum Zeitpunkt der Befragung bestand die Querschnittlähmung durchschnittlich seit 13,9 Jahren (SD=12,1). 72,9 % der Patienten waren männlichen Geschlechts. 74,3 % der Patienten erlitten eine traumatische Querschnittlähmung. Innerhalb der Gruppe mit traumatisch bedingter Querschnittlähmung war der Verkehrsunfalls geschlechterübergreifend die dominierende Ätiologie. Die subjektive globale Lebensqualität wurde von 9,0 % der Betroffenen mit “sehr gut”, von 41,0 % mit “gut”, von 35,9 % mit “mittelmäßig”, von 10,9 % mit “schlecht” und von 3,3 % der Betroffenen mit “sehr schlecht” bewertet. Die fünf häufigsten subjektiv als extremes Problem geschilderten Beschwerden sind in absteigender Reihenfolge Störungen der Sexualität (59,6 %), Schmerz (41,2 %), Kontrakturen (37,8 %), muskuläre Spastik (37,0 %) sowie Störungen der Harnblasenfunktion (32,1 %).

Trotz des demographischen Wandels sind Traumata nach wie vor die dominierende Ätiologie erlittener Querschnittlähmungen. Durchschnittlich etwa 13 Jahre nach Eintritt bewerten 50,0 % der Betroffenen nach Behandlung und Rehabiltation ihre globale Lebensqualität als “gut” oder “sehr gut”. Wir werten diesen Wert als Ausdruck eines hohen Standards in der Versorgung querschnittgelähmter Patienten. Bestehende gesundheitliche Probleme wie oben geschildert lassen jedoch auch auf erhebliche Versorgungsdefizite im Rahmen der Nachsorge schließen.

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Article published online:
15 October 2020

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