Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S182
DOI: 10.1055/s-0040-1717779
Vortrag
DKOU20-841 Allgemeine Themen>21. Revisionsendoprothetik

Vom Retropatellarersatz bis zum Megaprothesenwechsel: Eine OP-Risiko-Klassifikation für die Knie-Endoprothetik

T Randau
*   = präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
S Gravius
2   Universitätsklinikum Mannheim, Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim
,
F Fröschen
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
MD Wimmer
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
H Kohlhof
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
DC Wirtz
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn
,
A Klausing
3   Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Bonn
› Author Affiliations
 

Fragestellung Der endoprothetische Gelenkersatz ist eine der erfolgreichsten Operationen der letzten fünfzig Jahre und trägt entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität im Alter bei. Eine fundierte präoperative Stratifizierung des individuellen peri- und postoperativen Risikos ist essentiell für eine strategische Ressourcenallokation, optimierte Patientenbehandlung und ein vorausschauendes internes und klinikübergreifendes Qualitätsmanagement. Existierende Qualitätsindikatoren sind insbesondere bei der Indikatorengruppe “postoperative Komplikationen” hinsichtlich Versorgungsqualität und Outcome an Kliniken der Maximalversorgung noch insuffizient risikoadaptiert - eine TEP nicht gleich eine TEP, ein Wechsel ist nicht gleich ein Wechsel.

Auch wenn dies dem Muskuloskeletal-Chirurgen offensichtlich scheint, fehlen fachfremden Kollegen - z.B. den Partnern in der Anästhesie - oft Differenzierungskriterien zwischen endoprothetischen Eingriffen zur besseren Resourcenplanung.

Methodik Anahnd der Datengrundlage eines retrospektiven Kollektivs von 650 Knie-Endoprothetischen Primär- und Revisions-Eingriffen aus einem Zeitraum von 5 Jahren wurde durch Graduierung der Invasivität des operativen endoprothetischen Eingriffs und der Komplexität der Hauptdiagnose mittels statistischer Regression und Modellierung eine Scoring-System und damit eine Einstufung der “OP-Risikoklasse” generiert und mit präoperativ erhobenen Patientenparametern korreliert sowie postoperativ eingetretenen Komplikationen korreliert.

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Abb.1 Das Scoring-System zur OP-Risikoklasse

Ergebnisse und Schlussfolgerung Der von uns vorgeschlagene TEP-OP-Score (TOS) nimmt für jede OP Werte zwischen 1 und 5 an, je nach Komplexität und Grunddiagnose. Der Gesamtpunktwert für die bestimmten TOS-Werte lag im Mittel bei 2,4 ± 1,4 Punkten. Er korreliert statistisch signifikant mit der Operationsdauer (p < 0,001) und der relativen Liegedauer der Patienten (p=0,046). Er zeigt signifikanten Einfluss auf die Häufigkeit von Überliegern (Überschreiten der oberen Grenzverweildauer) (OR=1,396; p=0,049) und steigert die Wahrscheinlichkeit für einen Überlieger pro gestiegener Risikoklasse um 43,1 % (IRR=1,431). Er war zudem unabhängiger Prädiktor für das Auftreten von medizinischen Komplikationen, wie Transfusionsbedarf und kardiovaskukäre Ereignisse.

Die OP-Risikoklasse ist eine damit eine neue, trennscharfe und a priori zu erhebende Variable zur eingriffsspezifischen Risikostratifizierung und Qualitätsadjustierung in der Endoprothetik.

Stichwörter Qualitätsmanagement; Komplikationen; Liegedauer; Operationsrisiko; Operationsdauer; Endoprothetik; Versorgungsqualität; Outcome; Risikostratifizierung; Prädiktor



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Article published online:
15 October 2020

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