Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S186-S187
DOI: 10.1055/s-0040-1717788
Vortrag
DKOU20-866 Allgemeine Themen>13. Arthroskopische Chirurgie

Traumatische Luxation der Patella als (typische) Begleitverletzung einer VKB-Ruptur ?

K Fehske
*   = präsentierender Autor
1   Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzbur
,
B Schmitz
1   Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzbur
,
R Meffert
2   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Würzburg
,
M Jordan
3   Universitätsklinikum Würzburg, Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Wuerzburg
,
L Schultz
1   Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzbur
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Ruptur des vorderen Kreuzbandes gilt als eine der häufigsten Verletzungen in der Sporttraumatologie. Einige Patienten berichten, dass sie während der Kniegelenkdistorsion das Gefühl hatten, die Kniescheibe sei luxiert gewesen. In vielen Fällen erfolgt unter der Verdachtsdiagnose einer Patellaluxation eine MRT, die dann eine Komplettruptur des vorderen Kreuzbandes zeigt.

Methodik Wir berichten über 12 Patienten, die sich in unserer Sprechstunde in den letzten 18 Monaten nach relevanter Kniegelenkdistorsion vorstellten. Die MRT sowie die Arthroskopie zeigten eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes sowie die Stigmata einer frischen, traumatischen Patellaluxation. Es erfolgte die Analyse der präoperativen und intraoperativen Befunde.

Ergebnisse und Schlussfolgerung Alle Patienten zeigten posttraumatisch in der MRT eine Komplettruptur des vorderen Kreuzbandes und zumindest eine Partialruptur des MPFL sowie des medialen Retinaculums. Vier Patienten wiesen eine persisitierende Subluxation der Patella auf, bei 8 Patienten zeigte sich darüber hinaus eine Läsion des medialen Kollateralbandes. Intraoperativ bestätigte sich in 8 Fällen eine relevante Instabilität der Patella, so dass eine Stabilisierung indiziert war (offene mediale Raffung oder MPFL-Plastik) und simultan zur VKB-Plastik (Semitendinosussehne) erfolgte. Trotz des einzeitgen Operationsverfahrens zeigte sich initial zwar eine verlangsamte Wiedererlangung der Beweglichkeit im Vergleich zur singulären VKB-Plastik, nach 12 Monaten hatten jedoch alle Patienten eine zufriedenstellende Beweglichkeit.

Der typische Unfallmechanismus der zu einer Ruptur des vorderen Kreuzbandes führt, ist eine Valgus Stellung im Kniegelenk mit einer Aussenrotation der Tibia, was zu einer Vergrößerung des Q-Winkels führt, welche wiederum als Risikofaktor für eine Patellaluxation gilt. Im Rahmen einer Kreuzbandruptur kann somit die Patella ebenfalls luxieren. In den posttraumatisch angefertigten MRT ist die MPFL-Ruptur oftmals als Ruptur des medialen Kollateralbandes fehlinterpretiert. Dies wird dadurch begünstigt, dass meistens die Patella wieder reponiert ist und somit zentriert in der Trochlea steht. Liegt die Kombinationsverletzung aus VKB-Ruptur und Patellaluxation mit relevanter Instabilität der Patella vor, dann sollte diese ebenfalls adressiert werden (z.B. durch eine mediale Raffung oder eine MPFL-Plastik). Unsere Daten zeigen, dass eine einzeitige Versorgung mit VKB-Plastik und Patellastabilisierung technisch möglich ist, mittelfristig zu guten Ergebnissen führt ohne ein höheres Risiko einer Arthrofibrose.

Stichwörter Kreuzbandruptur, VKB, MPFL, Patellaluxation, Arthroskopie



Publication History

Article published online:
15 October 2020

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