Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2021; 49(01): 75
DOI: 10.1055/s-0040-17224115
Abstracts
DVG

Oligoklonale Banden bei Hunden mit “meningoencephalitis of unknown origin” (MUO)

JK Prümmer
1   Klinische Neurologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern, Schweiz
,
VM Stein
1   Klinische Neurologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern, Schweiz
,
E Marti
2   Klinische Immunologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern, Schweiz
,
A Lutterotti
3   Klinik für Neurologie, Universitätsspital Zürich, Schweiz
,
T Buch
4   Institut für Labortierkunde, Universität Zürich, Schweiz
,
A Maiolini
1   Klinische Neurologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern, Schweiz
› Author Affiliations
 

Hintergrund und Ziel Die “meningoencephalitis of unknown origin” (MUO) ist eine entzündliche Erkrankung des kaninen zentralen Nervensystems (ZNS), die mehrere Charakteristika mit der Multiplen Sklerose (MS), einer entzündlichen Erkrankung des humanen ZNS, teilt. Bei ca. 95 % der MS-Patienten sind 2 oder mehr Immunglobulin G (IgG) oligoklonale Banden (OKBs) einzig im Liquor detektierbar. Ziel dieser Studie ist die Etablierung des OKB-Nachweises in Liquor und Serum von Hunden via isoelektrischer Fokussierung (IEF) und Immunoblot. Die Hypothese lautet, dass analog der MS ein hoher Anteil der Hunde mit der klinischen Diagnose MUO 2 oder mehr OKBs im Liquor aufweist.

Material und Methoden Patienten der Abteilung Klinische Neurologie, Vetsuisse Fakultät, Universität Bern wurden entsprechend ihrer zugrundeliegenden Erkrankung kategorisiert in: MUO, intervertebrale Bandscheiben-erkrankung (IVDD), idiopathische Epilepsie (IE), intrakranielle Neoplasie (IN), steroidresponsive Meningitis-Arteriitis (SRMA) sowie eine Gruppe mit Erkrankungen außerhalb des ZNS. Die IgG-Konzentration wurde mit einem kaninen IgG-ELISA-Kit gemessen. Der Nachweis von OKBs erfolgte mittels IEF und Immunoblot. Insgesamt wurden 125 gepaarte Liquor- und Serumproben gemessen. Sie stammten von 30 Hunden mit MUO, 23 mit IVDD, 20 mit IE, 24 mit IN, 13 mit SRMA und 15 mit einer Erkrankung außerhalb des ZNS.

Ergebnisse und Schlussfolgerung In der MUO-Gruppe zeigten 63 % der Hunde 2 oder mehr OKBs im Liquor. Im Gegensatz hierzu konnten nur bei 25 % der Hunde mit IN, 15 % der Hunde mit IE, 15 % der Hunde mit SRMA, 13 % der Hunde mit IVDD und 7 % der Hunde mit Erkrankungen außerhalb des ZNS 2 oder mehr OKBs im Liquor nachgewiesen werden. Bei der MUO war der Anteil Hunde mit Nachweis von 2 oder mehr OKBs im Liquor deutlich höher als bei jeder anderen untersuchten Erkrankung. Dieses Resultat unterstreicht die Analogie der MUO zur MS des Menschen. Die MUO oder eine ihrer Subtypen könnten als translationales Tiermodel für MS-Studien dienen.



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Article published online:
15 February 2021

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