Zusammenfassung
Die zunehmende Ökonomisierung der modernen Medizin geht mit einem Präjudiz für das
Machen einher. Die Ärzte werden nicht mehr danach bewertet, ob sie patientengerecht
behandelt haben, sondern sie werden nach Wachstumszahlen bewertet, wie in der Industrie,
die auf Expansion ausgerichtet ist. Durch die strukturell vorgegebene Ausrichtung
des ärztlichen Handelns an den mit ihnen erwirtschafteten Erlösen verändert sich sukzessive
die innere Einstellung zum ärztlichen Handeln. Je mehr die Ärzte nach primär ökonomischen
und somit medizinfremden Gesichtspunkten bewertet werden, desto mehr werden sie dazu
gebracht, sich von genuin ärztlichen Werten zu distanzieren. So gilt es neu ins Bewusstsein
zu rufen, dass für eine gute Medizin es anderer Werte bedarf als für das Führen eines
Wirtschaftsunternehmens. Werte wie Sorgfalt, Ruhe, Weitsicht und Reflexivität sind
unabdingbar für eine gute Medizin und dürfen auf dem Basar einer ökonomisierten Medizin
nicht geopfert werden, weil
der Patient zu Recht sich einen Arzt wünscht, der nicht nur für das Machen belohnt
wird, sondern vor allem für das Beraten und Begleiten. Der Kern der ärztlichen Tätigkeit
liegt in der Qualität der Entscheidung im Sinne des Patienten und nicht in der Steigerung
der Interventionszahlen.
Schlüsselwörter
ärztliche Kunst - Industrialisierung der Medizin - ärztliche Leistung - Qualität der
Medizin - Sorgfalt - Ethik in der Medizin
Keywords
art of healing - industrialisation of medicine - medical service - quality of medicine
- diligence - medical ethics