retten! 2015; 4(3): 204-212
DOI: 10.1055/s-0041-102507
Fachwissen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Vom Unfall zum Trauma – Wie Verletzungen entstehen

Sebastian Fritz
,
Volker Wanka
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. August 2015 (online)

Welche Kräfte wirken bei einem Unfall? Wie beschleunigt und bewegt sich dabei unser Körper mitsamt seinen Organen? Das alles entscheidet auch darüber, welche Verletzungen die Betroffenen davontragen. Hier beschreiben wir die Vorgänge, durch welche die häufigsten Traumata entstehen, und die typischen Verletzungsmuster bei gängigen Unfallmechanismen.

Kernaussagen

  • Bei offenen Traumata kommt es zur Verletzung der Haut und evtl. darunterliegender Weichteile, Knochen, Muskeln oder Organe.

  • Frakturen von Röhrenknochen können geschlossen oder offen sein. Frakturen mit mehr als 4 Bruchstücken nennt man Trümmerfraktur.

  • Bei Wirbelfrakturen an der dorsale Kante der Wirbelkörper, der Zwischenwirbelgelenke oder der Wirbelbogen gilt die Fraktur als instabil, das Rückenmark ist gefährdet.

  • Schädel-Hirn-Traumata teilt man in Grade von 1–3 ein. Verletzungen des Gehirns, aber auch des Schädels, sind sogar auf der dem Auftreffpunkt gegenüberliegenden Seite möglich. Verletzungen des Gesichtsschädels können schwer beherrschbare Blutungen verursachen, die auch die Atmung behindern können.

  • Thorakale Verletzungen können zu Lungenkontusion und -ödem sowie zur Durchspießung von Organen führen. (Spannungs-)Pneumothorax oder Hämatopneumothorax können als Komplikationen vital bedrohend sein.

  • Beim stumpfen Bauchtrauma sind der von außen nicht sichtbare Blutverlust, die Gefahr von zweizeitigen Rupturen und das Infektionsrisiko v. a. bei Darmbeteiligung nicht zu unterschätzen.

  • Muskeln können gedehnt oder gequetscht werden und können reißen. Bei Blutungen in die Faszie besteht die Gefahr eines Kompartmentsyndroms.

  • Das Akzelerationstrauma besteht aus Akzeleration und Rebound. Beim Akzelerationstrauma sind HWS-Verletzungen die Regel.

  • Das Dezelerationstrauma besteht aus Dezeleration und Rebound. Die meisten Verletzungen treten beim Abbremsen durch den Gurt entlang des Gurtverlaufs auf, an inneren Verletzungen sind stumpfe Bauchtraumata v. a. beim Submarining häufig.