Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung | Wirtschaftlicher Druck und eine unzureichende Investitionsförderung durch die Bundesländer
führen bei vielen Krankenhäusern zu Verlusten. Weitgehend unklar ist, ob und inwieweit
sich die Mittelknappheit in Form von Rationierung auf die Patientenversorgung auswirkt
und welche Faktoren hierfür ursächlich sind. Auch wirft der Fallzahlanstieg die Frage
auf, ob aus wirtschaftlichen Gründen zu viele medizinische Leistungen erbracht werden.
Methodik | Basierend auf früheren Studien sowie halbstrukturierten Interviews mit Leitungspersonen
verschiedener Krankenhäuser wurden berufsgruppenspezifische Fragebögen entwickelt.
Es wurden knapp 5000 Fragebögen an Chefärzte verschiedener Fachbereiche sowie Geschäftsführer
und Pflegedirektoren verschickt. Der Rücklauf betrug insgesamt 43 %.
Ergebnisse | Von allen Befragten wurden deutliche finanzielle Restriktionen wahrgenommen. 46 %
der befragten Chefärzte gaben an, aus ökonomischen Gründen bereits nützliche Maßnahmen
vorenthalten oder durch weniger effektive, aber kostengünstigere Alternativen ersetzt
zu haben. Auch wenn Rationierung in allen Fachbereichen relativ verbreitet war, war
die Intensität gering ausgeprägt. 39 % der Chefärzte glaubten, dass in ihrem Fachgebiet
wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu überhöhten Fallzahlen führen – insbesondere in
der Orthopädie und der Kardiologie.
Schlussfolgerungen | Da sich die finanzielle Situation der Krankenhäuser mittelfristig kaum entspannen
wird, besteht Handlungsbedarf für die Politik, um negative Auswirkungen auf die Patientenversorgung
zu vermeiden.
Abstract
Background: Faced with economic pressure and with the insufficient funding of investments many
hospitals are in deficit. However, there is little evidence whether these circumstances
translate into rationing of services and which factors might be relevant in this context.
Concerning the development of the number of patients it is also unclear, whether economic
incentives lead to an overprovision of medical services.
Method: Based on earlier studies and semi-structured interviews with hospital executives
professional group specific questionnaires were developed and sent to almost 5.000
chief physicians, hospital managers and directors of nursing. The response rate was
43 %.
Results: All respondents perceived considerable economic restrictions. In consequence, 46 %
of chief physicians have rationed useful services or replaced them by cheaper less
effective alternatives. Although rationing is a concern in all medical disciplines
the intensity is modest. Moreover, the chief physicians perceived a tendency to overprovision
– especially in orthopedy and cardiology.
Conclusion: Due to financial restrictions of health funds and federal states the economic pressure
will stay high. This implies political actions to prevent negative consequences for
patient care.
Schlüsselwörter Rationierung - Überversorgung - Mittelknappheit - wirtschaftlicher Druck - Umfrage
Keywords rationing - overprovision - resource scarcity - economic pressure - survey