Zusammenfassung
Schmerzen werden bei geriatrischen Patienten trotz hoher Prävalenz oft nicht erkannt
und nicht adäquat therapiert. Die Schmerzerfassung ist bei kognitiv eingeschränkten
Patienten erschwert, hier sind spezielle Screeningtools anzuwenden (z.B BESD-Skala).
Bereits zum Beginn der Therapie sollten mit dem Patienten realistische Therapieziele
vereinbart werden. Im Vordergrund stehen der Erhalt von Selbständigkeit sowie Förderung
von Aktivität und Teilnahme am täglichen, gesellschaftlichen Leben bei reduzierter
Schmerzintensität und bestmöglicher Lebensqualität. Bei der medikamentösen Schmerztherapie
müssen altersphysiologische Veränderungen, Komorbiditäten sowie die häufig bestehende
Polypharmazie berücksichtigt werden. Sie muss für jeden Patienten individuell und
maßgeschneidert erfolgen. Zur medikamentösen Schmerztherapie bei alten Patienten sind
die Nicht-Opioide Paracetamol und Metamizol sowie die Opioide Hydromorphon und Buprenorphin
besonders geeignet. Tapentadol ist bei bestimmten Schmerzformen eine sinnvolle Alternative.
Nichtsteroidale Antirheumatika und Coxibe sollten vermieden oder allenfalls kurzzeitig
angewendet werden. Ein Therapieversuch mit Ko-Analgetika kann erwogen werden. Jede
medikamentöse Schmerztherapie soll mit einer möglichst niedrigen Dosis begonnen, langsam
gesteigert und nur so lange wie notwendig fortgeführt werden. Eine engmaschige Therapieüberwachung
und Erfolgskontrolle ist obligat. Die nichtmedikamentöse Schmerztherapie bietet auch
im Alter sehr gute Möglichkeiten, den Therapieerfolg zu verbessern. Insbesondere durch
aktive Maßnahmen können Funktionalität und Mobilität verbessert werden, wodurch die
Alltagskompetenzen und Lebensqualität gesteigert werden. Invasive schmerztherapeutische
Maßnahmen sind nur im Einzelfall zu erwägen.
Abstract
Pains belong to the most frequent reasons for a doctor‘s visit. In elderly people,
it is the result of progressive degenerative processes (e. g. , arthrosis, Osteoarthritis,
degenerative spinal changes) and a higher prevalence of cancer disease to a further
increase of the patients who suffer unnecessarily from pains. By the increasing polymorbidity
(e.g. diabetes mellitus, vascular disease) and a declining immune competence, the
prevalence of polyneuropathy and post-herpetic neuralgia rises. Insufficiently treated
chronic or periodically returning pain can lead to serious interferences of the physical,
cognitive and social everyday competence and therefore to a limited quality of life.
These facts shows the relevance of a sufficient pain therapy in geriatric patients.
Nevertheless, on account of existing comorbidity, polypharmacy as well as of impaired
organ function, the pharmacological pain therapy in old patients also poses a potential
hazard. Although pain prevalence is higher with geriatric than with younger patients,
significantly less analgesics are prescribed in the elderly population. This results
from existing uncertainties at the treating doctors as well as the complicated pain
capture, in particular with cognitive affected patients. The present article should
indicate options of treatment for geriatric pain patients.
Schlüsselwörter
Schmerztherapie - geriatrisch - Polypharmazie - pharmakokinetische und pharmakodynamische
Veränderungen - Arzneimittelinteraktionen - Opioide - Zusätze
Keywords
pain management - geriatric - polypharmacy - pharmacokinetical and pharmacodynamical
changes - drug interactions - opioids - adjuvants