Zusammenfassung
Hintergrund: Im Bereich der Revisionsendoprothetik wird die externe Qualitätssicherung (EQS) für
die Hüft- und Knieprothesenwechsel vom AQUA-Institut durchgeführt. Die Ergebnisqualität
wird anhand von Qualitätsindikatoren gemessen. Die Daten werden ausschließlich für
den stationären Aufenthalt der Wechseloperation durch die Leistungserbringer erhoben.
In der vorliegenden Studie soll geprüft werden, ob eine ergänzende Qualitätsmessung
anhand von Routinedaten der Krankenkassen möglich ist und inwieweit sich Abweichungen
zur EQS zeigen. Darüber hinaus wird geprüft, ob die Längsschnittbetrachtung anhand
von Routinedaten zusätzliche Vorteile bietet, da eine Vielzahl von Komplikationen
erst im weiteren Behandlungsverlauf auftreten. Material und Methoden: Wechseloperationen wurden entsprechend den Kriterien des AQUA-Instituts in den bundesweiten
Krankenhausabrechnungsdaten von AOK-Versicherten ermittelt. Adverse Events wurden
in Anlehnung an die AQUA-Indikatoren definiert und für alle Fälle in den Jahren 2008
bis 2011 identifiziert. Die Prüfung erfolgte für stationäre Fälle im Aufenthalt der
Wechseloperation sowie in Wiederaufnahmen im Zeitraum von 30 Tagen nach Operation.
Ergänzend wurden Endoprothesenluxationen und Reoperationen im Zeitraum von 365 Tagen
nach dem Eingriff als Adverse Events mit aufgenommen. Die so gewonnenen Ergebnisse
wurden mit den Ergebnissen der EQS verglichen. Ergebnisse: Für fast alle Qualitätsindikatoren zeigt sich in den Routinedaten gegenüber der EQS
eine höhere Anzahl an Adverse Events. Wesentliche Unterschiede ergeben sich für Endoprothesenluxationen
(EQS MW: 1,87 % vs. Routinedaten [R] MW: 2,06 %, R + 30 d: 2,91 %, R + 365 d: 7,27 %)
und Reoperationen (H-TEP-Wechsel: EQS MW: 5,88 % vs. Routinedaten [R] MW: 8,79 % R + 30 d:
9,82 %, R + 365 d: 15,0 %/K-TEP-Wechsel: EQS MW: 3,21 % vs. Routinedaten MW: 4,07 %
R + 30 d: 4,6 %, R + 365 d: 15,43 %). Im weiteren Verlauf nach Entlassung aus dem
stationären Aufenthalt der Wechseloperation traten in allen Indikatoren weitere Adverse
Events auf, die bis zu 77 % aller Ereignisse ausmachen. Schlussfolgerung: Die Anzahl der Adverse Events ist zum Großteil deutlich unterschiedlich, je nachdem,
ob mit Daten der EQS oder der Krankenhausabrechnung gemessen wird. Routinedaten bieten
die Möglichkeit, die Erfassung der Ergebnisqualität der EQS in Form der Längsschnittbetrachtung
sinnvoll zu ergänzen. Hierdurch können über den Erfassungszeitraum des stationären
Aufenthalts der Wechseloperation (Erfassung der EQS) hinaus Adverse Events erfasst
werden. Dies ist insofern wesentlich, da eine Vielzahl der Komplikationen erst nach
dem stationären Aufenthalt evident wird. Limitierend muss angeführt werden, dass die
Dokumentation der Leistungserbringer in den Abrechnungsdaten gemäß den Bestimmungen
der Abrechnung erfolgt. Fazit: Routinedaten bieten eine sinnvolle Ergänzung zur EQS – eine ergänzende Erfassung
der Ergebnisqualität im Rahmen einer Längsschnittbetrachtung kann mit Routinedaten
implementiert werden.
Abstract
Background: External quality assurance for revisions of total knee arthroplasty (TKA) and total
hip arthroplasty (THA) are carried out through the AQUA institute in Germany. Data
are collected by the providers and are analyzed based on predefined quality indicators
from the hospital stay in which the revision was performed. The present study explores
the possibility to add routine data analysis to the existing external quality assurance
(EQS). Differences between methods are displayed. The study aims to quantify the benefit
of an additional analysis that allows patients to be followed up beyond the hospitalization
itself. Material and Methods: All persons insured in an AOK sickness fund formed the population for analysis. Revisions
were identified using the same algorithm as the existing external quality assurance.
Adverse events were defined according to the AQUA indicators for the years 2008 to
2011.The hospital stay in which the revision took place and a follow-up of 30 days
were included. For re-operation and dislocation we also defined a 365 days interval
for additional follow-up. The results were compared to the external quality control
reports. Results: Almost all indicators showed higher events in claims data analysis than in external
quality control. Major differences are seen for dislocation (EQS SD: 1.87 vs. claims
data [cd] SD: 2.06 %, cd+30 d: 2.91 %, cd+365 d: 7.27 %) and reoperation (hip revision:
EQS SD: 5.88 % vs. claims data SD: 8.79 % cd+30 d: 9.82 %, cd+365 d: 15.0 %/knee revision:
EQS SD: 3.21 % vs. claims data SD: 4.07 %, cd+30 d: 4.6 %, cd+365 d: 15.43 %). Claims
data could show additional adverse events for all indicators after the initial hospital
stay, rising to 77 % of all events. Conclusions: The number of adverse events differs between the existing external quality control
and our claims data analysis. Claims data give the opportunity to complement existing
methods of quality control though a longer follow-up, when many complications become
evident.
Schlüsselwörter
Hüft-TEP-Wechsel - Qualitätsindikator - Knie-TEP-Wechsel - AQUA-Insitut - Routinedaten
Key words
hip revision - knee revision - quality - claims data