Zusammenfassung
Die Rettung und notfallmedizinische Versorgung auf See stellt eine große Herausforderung
dar. Eine ganz wesentliche Besonderheit der maritimen Notfallmedizin sind die bei
Notfällen unter Umständen lebensbedrohlicher Schweregrade, verlängerten Intervalle
der Erstversorgung, und Beförderung in die Klinik. Kernelement der maritimen Notfallversorgung
auf Handelsschiffen ist daher die telemedizinisch angeleitete Laienhilfe zur Überbrückung
dieser Zeiträume. Auf Kreuzfahrtschiffen hingegen ist regelhaft ärztliches Personal
anwesend, sodass die medizinische Notfallversorgung hier unter gänzlich anderen Rahmenbedingungen
stattfindet. Kreuzfahrtschiffe steuern häufig Zwischenhäfen an, während Handelsschiffe
sich überwiegend in für professionelle Rettungsteams und Rettungshubschrauber nicht
erreichbaren Seegebieten bewegen. In der deutschen Nord- und Ostsee besteht durch
die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ein Netz aus Seenotrettungsbooten
und -kreuzern, und es ist grundsätzlich möglich, eine medizinisch begründete Evakuierung
von Schiffen, Inseln oder anderen Strukturen durchzuführen. Hierbei kommt den seegängigen
Hubschraubern beispielsweise der Marine aufgrund des Zeitvorteils eine große Bedeutung
zu. Diese müssen über eine Rettungswinde verfügen, um Rettungspersonal an Bord zu
bringen und im Anschluss den Patienten an Bord übernehmen zu können. Neben der notwendigen
persönlichen Schutzausrüstung erfordert die Tätigkeit auf Seenotrettungskreuzern und
seegängigen Rettungshubschraubern eine spezielle Ausbildung sowie permanentes Training.
Neue Aspekte ergeben sich durch den Bau und Betrieb von Offshore-Windparks, für die
sich inzwischen betriebliche Luftrettungsdienste etabliert haben. Die Analyse von
Seenot- und Luftrettungseinsätzen sowie medizinischen Ereignissen in Offshore-Windparks
könnte helfen, die maritime Notfallmedizin zukünftig auf eine evidenzbasierte Grundlage
zu stellen.
Abstract
Rescue and emergency medical care at sea provides several challenges far off the coast.
Due to the remote locations at sea, particularly the prolonged time interval between
prehospital emergency care and transport to hospital is substantially different to
land-based emergencies. An important part of the maritime medicine is the Telemedical
Maritime Assistance Service. In contrast to merchant ships, on board a cruise ship
there is always a medical team, which enables advanced medical care to be offered.
In the German North and Baltic Seas, the German Maritime Search and Rescue Service
(DGzRS) provides a sea rescue service with life boats and sea rescue cruisers and
thus the opportunity for medical evacuations. Because of the time advantage, the latter
is often done by the air-sea rescue service with its helicopters, run by the German
navy. These must be equipped with a winch because only few ships provide a helipad.
Working for an air-sea rescue service requires protective equipment, and specific
as well as permanent training. New aspects have emerged because of offshore wind-farms,
and for these, specialized air rescue services have been established in the meantime.
Analyzing all rescue missions in the German North and Baltic Seas and in offshore
wind-farms can provide an evidence base for maritime emergency medicine.
Schlüsselwörter
Seenotrettung - maritime Notfallmedizin - Luftrettung - Notarzt
Keywords
maritime rescue - maritime emergency medicine - air rescue - emergency physician