Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2021; 49(02): 150-151
DOI: 10.1055/s-0041-1723887
Abstracts
DVG

Kanine Babesiose – 15 autochthone Fälle in Berlin/Brandenburg

C Helm
1   Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin, Berlin
,
C Weingart
2   Klinik für kleine Haustiere, Freie Universität Berlin, Berlin
,
I Schäfer
2   Klinik für kleine Haustiere, Freie Universität Berlin, Berlin
3   Laboklin GmbH & Co. KG, Bad Kissingen
,
S Pachnicke
4   Elanco Deutschland GmbH, Bad Homburg
,
E Müller
3   Laboklin GmbH & Co. KG, Bad Kissingen
,
G von Samson-Himmelstjerna
1   Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin, Berlin
,
J Krücken
1   Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin, Berlin
,
B Kohn
2   Klinik für kleine Haustiere, Freie Universität Berlin, Berlin
› Author Affiliations
 

Einleitung und Ziel In verschiedenen Regionen Deutschlands wurden zahlreiche autochthone Fälle von kaniner Babesiose beschrieben. Trotz des häufigen Vorkommens des Vektors Dermacentor reticulatus war das in Berlin/Brandenburg (B/B) bis vor einigen Jahren nicht der Fall. Ziel ist die Beschreibung von Anamnese, klinischen/labordiagnostischen Befunden und Verlauf bei 15 Hunden aus B/B mit autochthoner akuter Babesia canis-Infektion.

Ergebnisse Im Zeitraum von 4/2015–10/2020 wurden 15 Hunde jeweils in den Monaten April–November wegen Mattigkeit (n = 15), Fieber (9) und rotem Urin (6) vorgestellt. Elf Hunde hatten die Region B/B nie und 4 weitere in den 6 Wochen vor Erkrankungsbeginn nicht verlassen. Häufigste klinische Befunde waren blasse Schleimhäute (12) und Fieber (11). Alle Hunde hatten bei Vorstellung eine Thrombozytopenie (0–139 G/l, Median [M] 25), 13 eine Anämie (Hkt 0,17–0,38 l/l, M 0,32), 8 eine Leukopenie (2,2–5,7 G/l, M 3,7) und 7 eine intravaskuläre Hämolyse. Häufigste Befunde der klinisch-chemischen Untersuchung waren Hyperbilirubinämie (10), Hypoalbuminämie (9), Azotämie (5) und erhöhte Leberenzymaktivitäten (5). Weitere Befunde waren Spleno- (14) und Hepatomegalie (4), selten wurden Pankreatitis und Myokarditis diagnostiziert. In 11 Fällen wurden Babesien im Blutausstrich nachgewiesen. Die PCR zur Detektion des 18S-rRNA-Gens von Piroplasmen war bei allen positiv, die Sequenzierung (n = 14) ergab eine vollständige Übereinstimmung mit mehreren Sequenzen von B. canis in GenBank. Alle Hunde wurden mit Imidocarb behandelt. Verlaufskontrollen ergaben, dass einige der Hunde nach Imidocarbgabe erneut PCR-positiv waren. Alle Hunde überlebten.

Schlussfolgerung Die Fallserie belegt das autochthone Vorkommen von B. canis-Infektionen bei Hunden in B/B. Dies kann an einer Ausbreitung des Vektors D. reticulatus, dem Verbringen von mit B. canis infizierten Hunden nach B/B und einer Infestation der Zecken mit B. canis liegen, was allerdings bisher nicht belegt wurde. Ein ganzjähriger Zeckenschutz ist anzuraten.



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Article published online:
26 April 2021

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