Zeitschrift für Phytotherapie 2021; 42(S 01): S6
DOI: 10.1055/s-0041-1731467
Vorträge

Küchenkräuter und Arzneipflanzen – Dialog und Symbiose

H Braunewell
1   Stiftung Reformhaus-Fachakademie/Akademie Gesundes Leben, Butzbach, Deutschland
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Erste Nachweise zum Gebrauch von Gewürzen reichen bis ins 5. Jahrtausend v. Chr. [1]. Darüber, ob sie gezielt als Arzneipflanzen eingesetzt wurden oder auf dem Speisezettel standen, kann in den meisten Fällen nur spekuliert werden [2]. Arzneien aus Kräutern und Gewürzen sind im Papyrus Ebers und bei Dioskurides ebenso belegt wie in der Sammlung des Huang Di Neijing, bekannt als „Der gelbe Kaiser“ [3]. Während im Westen 400 v. Chr. Hippokrates den Satz prägte „eure Nahrung soll euer Heilmittel sein und euer Heilmittel eure Nahrung“, formulierte Lao Tse bereits 200 Jahre zuvor „Yishi tongyuan“ – „Medizin und Ernährung haben denselben Ursprung“. In der ganzheitlich orientierten Heilkunst des europäischen Mittelalters, etwa bei Hildegard von Bingen, finden wir zahlreiche Kräuter, Gewürze und auch Lebensmittel mit arzneilichen Attributen belegt. Freilich ist deren Zuordnung im Rahmen der antiken Säftelehre nicht immer leicht auf heutige Indikationen zu übertragen [4].

Erst die moderne Arzneipflanzenforschung schlug die Brücke vom empirischen Gebrauch in Küche und Volksheilkunde zur wissenschaftlich fundierten Anwendung in Apotheke und Arztpraxis. Im Vortrag wird das breite Wirkungsspektrum von Kräutern und Gewürzen in In-vitro- und Tierexperimenten aufgezeigt [5] [6] [7] sowie epidemiologische Studien zum täglichen Konsum von Gewürzen in Zusammenhang mit der Inzidenz für Krebs vorgestellt. Am Beispiel der Petersilie wird der Einfluss sekundärer Pflanzenstoffe auf Zellproliferation und Migration von Tumorzellen sowie hepatoprotektive, antihyperurikämische und gastroprotektive Effekte gezeigt. Inhaltsstoffe des Kubebenpfeffers werden vorgestellt und seine volksheilkundliche Wirkung erläutert. Anhand dieser Beispiele wird verdeutlicht, dass der hohe Stellenwert, den Gewürze bereits in der Frühzeit hatten, auch heute noch – wenn auch unter anderen Aspekten – gerechtfertigt scheint.



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Article published online:
22 June 2021

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