Zeitschrift für Phytotherapie 2021; 42(S 01): S6
DOI: 10.1055/s-0041-1731468
Vorträge

Arzneipflanzenanwendungen bei infektiösen und entzündlichen Darmerkrankungen – Arzneiliche Prinzipien bei Diarrhoe

S Cameron
1   Klinik für Gastroenterologie und GI-Onkologie, Universitätsmedizin Göttingen, Deutschland
2   Abt. Gastroenterologie und allg. Innere Medizin, Klinikum Hann. Münden, Deutschland
,
K Kuchta
3   Albrecht-von-Haller Institut für Pflanzenwissenschaften, Universität Göttingen, Deutschland
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Infektionen und Entzündungen des Magen-Darm-Trakts wurden traditionell mit Arzneipflanzen behandelt. Die Co-Evolution von Pflanzen, Mikroben und Menschen ermöglichte einen entsprechenden gegenseitigen Lern- und Anpassungsprozess. Durchfallerkrankungen werden hervorgerufen durch Transport-, Verdauungs- und Absorptionsstörungen infektiöser wie nichtinfektiöser Genese. Unterschiedliche Arzneipflanzenextrakte zeigen hier Wirkung.

Quellstoffe und Polysaccharide wie Flohsamenschalen (Plantago ovata) oder Leinsamen (Linum usitatissimum) spielen ebenso eine Rolle wie Gerbstoffe (Tannine) – z.B. schwarzer Tee, Blutwurz (Tormentilla), die insbesondere bei Enteritiden Verwendung findet, oder Coptis rhizoma. Auch Heidelbeere wirkt adstringierend. Neben Gerbstoffen enthält sie Anthocyane und Flavonglykoside. Als entkrampfend wirkende Mittel gelten Uzara- (Xysmalobium undulatum) oder Pfingstrosenwurzel (Paeoniae radix). Schlafmohn (Papaver somniferum) wurde bei akuten schmerzhaften Diarrhoen eingesetzt. Antibakteriell wirkende Sulphonamid-Gruppen finden sich bei vielen Pflanzen wie Weidenrinde (Salicis cortex) oder auch Gerste (Hordeum vulgare). Sie wurden bereits früh in der Behandlung von Infektionen eingesetzt. Bitterstoffe wirken verdauungsfördernd und finden sich u.a. in Wegwarte (Cichorium intybus), Tausendgüldenkraut (Centaurium) und Wermut (Artemisia absinthium). In abgeschwächter Form finden wir sie auch in Löwenzahn (Taraxacum), Hopfen (Humulus) und Engelwurz (Angelica archangelica). Lebensmittel mit Bitterstoffen sind u.a. Chicorée, Rucola, Grapefruit, Endivien und Artischocken. Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wird unterstützend das Harz des Weihrauchbaumes (Boswellia serrata) eingesetzt, das entzündungshemmende Eigenschaften besitzt. Auch Myrrhe (Commiphora myrrha) gehört zu den Balsambaumgewächsen (Burseraceae). Inzwischen gibt es ein Kombinationspräparat aus Myrrhe, Kaffeekohle und Kamille, das in der Remissionserhaltung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt werden kann. Auch Gelbwurz (Curcuma) hat antientzündliche Wirkungen.

Diese lediglich beispielhafte Zusammenstellung zeigt, welche Möglichkeiten Arzneipflanzen insbesondere in der Behandlung von Verdauungsproblemen bieten.



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Article published online:
22 June 2021

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