Der Darm als innere Ober- und Resorptionsfläche

Die gastrointestinale Forschung der letzten Jahre zeigt zunehmend, dass die Interaktionen von Darm und Darminhalt außerordentlich komplex sind. Dies gilt sowohl für die einzelnen Darmabschnitte hinsichtlich ihrer resorptiven, immunologischen und sekretorischen Eigenschaften einschließlich des jeweiligen Neurotransmitterspektrums als auch für das je nach Darmabschnitt unterschiedliche Gemisch aus Nahrungsbestandteilen einschließlich (un)physiologisch und/oder pharmakologisch wirksamer Komponenten, den Verdauungssekreten und der individuellen Mikrobiota (Bakterien, Viren, Pilze). Die unter den Begriffen funktionelle Dyspepsie bzw. Reizdarmsyndrom zusammengefassten Beschwerden, die sehr lange in den Bereich der Psychosomatik verortet wurden, sind wegen der Störanfälligkeit dieser komplexen Interaktionen außerordentlich häufig. Wie die letzten Jahrzehnte gezeigt haben, sprechen sie auf (synthetische) Einzelwirkstoffe, aber auch auf Zufuhr von Probiotika in der Regel ungenügend, zudem nicht nachhaltig und nicht ohne Nebenwirkungen an.

Die in ihrer Bedeutung bei den genannten Störungen derzeit stark unterschätzten Arzneipflanzen enthalten Mischungen von sekundären Pflanzenstoffen, die eine direkte antimikrobielle Wirkung haben, das mikrobielle Milieu verbessern und/oder das Immunsystem, insbesondere Entzündungsprozesse, modulieren. Diese sekundären Pflanzenstoffe sind infolge von Züchtungen und Produktionsbedingungen in dem im Vergleich zu vergangenen Zeiten stark reduzierten Spektrum von handelsüblichen pflanzlichen Nahrungsmitteln kaum noch enthalten, ein typisches Beispiel sind die Bitterstoffe. Im Vortrag werden verschiedene Gruppen von sekundären Pflanzenstoffen und deren inzwischen bis in den molekularbiologischen Bereich bekannte Wirkung auf die resorptiven, immunologischen und sekretorischen Eigenschaften verschiedener Darmabschnitte dargestellt.

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Article published online:
22 June 2021