Zeitschrift für Phytotherapie 2021; 42(S 01): S12
DOI: 10.1055/s-0041-1731481
Vorträge

Integrative Gastroenterologie in klinischer Versorgung und Forschung

J Langhorst
1   Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde, Sozialstiftung Bamberg, Bamberg, Deutschland
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Das Konzept der Integrativen Medizin verbindet pathogenetische und salutogenetische Therapieansätze zu einem Gesamtkonzept. Prägend für die Integrative Medizin ist vor diesem Hintergrund eine Verbindung von moderner, konventioneller Medizin mit gesundheitsfördernder Lebensstilmodifikation und wissenschaftlich fundierter Naturheilkunde. Neben kurativen Aspekten in der Therapie kommen Inhalte der Sekundär- und Tertiärprävention und Inhalte der Gesundheitspädagogik zum Tragen.

Im Bereich der Integrativen Gastroenterologie steht dabei die Versorgung von Patienten mit chronischen und chronifizierten Erkrankungen wie die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa oder schweren funktionellen Darmerkrankungen wie das Reizdarmsyndrom im Vordergrund. Die Versorgung erfolgt im Rahmen von voll- und teilstationären Konzepten sowie im ambulanten Setting.

In der klinischen Versorgung ist neben den Therapiesäulen Ernährung, Bewegung, Atmung und Spannungsregulation, naturheilkundlichen Selbsthilfestrategien und erweiterten naturheilkundlichen und komplementären Verfahren vor allem auch die Phytotherapie eine wichtige Therapiesäule. Der Rahmen für einen Leitlinien-basierte Versorgung, die integrative Aspekte integriert, ergibt sich aus der Leitlinienarbeit der Gesellschaft für Phytotherapie (GPT). Die aktuellen S3-Leitlinien für Morbus Crohn, für Colitis ulcerosa und für das Reizdarmsyndrom sind unter Mitarbeit von Vertretern der GPT entstanden. In den aufgeführten Leitlinien wird eine Therapie mit Plantago ovata, Curcumin, Myrrhe, Kamillenblüten und Kaffeekohle, außerdem Cannabis sowie Pfefferminzöl, Berberin, Carmint oder STW5 in Empfehlungen genannt.

Weiteres wichtiges Versorgungsfeld für einen integrativen Ansatz in der Gastroenterologie ist die gastroenterologischen Onkologie. Wichtige begleitende Therapieansätze im Sinne einer komplementären Therapie, die auch die Phytotherapie umfasst, sind in der neuen S3-Querschnittsleitlinie „komplementäre Therapiemaßnahmen für onkologische Patienten“ ausgeführt.

Als Ergänzung zur klassischen randomisiert-kontrollierten Studie haben die Versorgungsforschung und patientenzentrierte Outcome-Forschung zunehmend Bedeutung. Forschungsvorhaben zu Darmbarriere und dem Mikrobiom haben viel Potenzial als wichtige Forschungsfelder für die Integrative Gastroenterologie im Allgemeinen und die Phytotherapie im Speziellen.



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Article published online:
22 June 2021

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