Zeitschrift für Phytotherapie 2021; 42(S 01): S13-S14
DOI: 10.1055/s-0041-1731484
Vorträge

Qualitätssituation von Heidelbeerpräparaten aus dem Bereich Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel

D Plecenik Gaspar
1   Universität Münster, Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Münster, Deutschland
,
M Lechtenberg
1   Universität Münster, Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Münster, Deutschland
,
A Hensel
1   Universität Münster, Institut für Pharmazeutische Biologie und Phytochemie, Münster, Deutschland
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Heidelbeeren, die Früchte von Vaccinium myrtillus L. (Ericaceae), sind phytochemisch durch Gerbstoffe (ca. 1 %, überwiegend Proanthocyanidine, geringe Anteile an Ellagitanninen) und Anthocyane charakterisiert [1]. Die Früchte werden traditionell oral zur Behandlung von unspezifischen Durchfällen, Erbrechen, Hämorrhoiden und lokal bei Schleimhautentzündungen, Hautgeschwüren, zudem zur Verbesserung der Sehfunktion des Auges verwendet [2] [3].

Anhand des Anthocyan-Musters ist es möglich, Heidelbeeren und Heidelbeerprodukte eindeutig zu identifizieren, mögliche Verwechslung mit verwandten Vaccinium-Arten (V. corymbosum (Kulturheidelbeere), V. vitis-idaea (Preiselbeere)) oder anderen anthocyanhaltigen Arten auszuschließen sowie die Qualität der Präparate zu beurteilen. Die von uns publizierte Untersuchung [4] [5] befasste sich mit der Qualitätssituation der auf dem Markt befindlichen Lebensmittel des allgemeinen Verzehrs und Nahrungsergänzungsmittel, da es in Deutschland aktuell keine Heidelbeerextrakt-haltigen Fertigarzneimittel gibt. Eine an das Europäische Arzneibuch angelehnte HPLC-Methode wurde zur Prüfung der Identität und zur Bestimmung des Gesamtanthocyan-Gehalts verwendet; zusätzlich wurde der Gerbstoffgehalt photometrisch bestimmt.

Ein Großteil (10 von 11 Proben) der untersuchten getrockneten Heidelbeeren aus unterschiedlichen Quellen zeigte eine gute Qualität. Gravierende Qualitätsdefizite konnten aber im Segment der NEM beobachtet werden: knapp die Hälfte der untersuchten Muster (5 von 11 Proben) waren von unbefriedigender Qualität. Neben Produkten, die keine nachweisbaren Mengen an Heidelbeeren bzw. nur sehr geringe Anthocyan- und Gerbstoff-Gehalte enthielten, konnten auch solche Proben identifiziert werden, die mit Anthocyanen aus anderen botanischen Quellen verfälscht worden waren. Unsere Untersuchung konnte zum Teil gravierende Qualitätsmängel der NEM aufdecken [4] [5]. Drei repräsentative Proben von Heidelbeersäften wiesen eine gute Qualität in allen getesteten Parametern auf.



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Article published online:
22 June 2021

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