Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 671
DOI: 10.1055/s-0041-1732014
Mittwoch 22.09.2021
Vorträge

Erhöht chronischer Stress das Diabetesrisiko? Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)

J Nübel
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
Y Du
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
J Baumert
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
R Paprott
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
U Hapke
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
F Färber
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
C Heidemann
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
C Scheidt-Nave
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Eine chronische Exposition mit psychosozialen Stressoren ist mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes (T2D) assoziiert. Anhand von Daten des Gesundheitsmonitorings des Robert Koch-Instituts wurde der Zusammenhang von chronischem Stress mit dem T2D-Risiko bei Erwachsenen untersucht.

Methoden Datengrundlage bildete die bevölkerungsbezogene, bundesweite “Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland” (DEGS1, 2008-2011, Alter 18-64 Jahre, N = 4697) unter Ausschluss von Personen mit Diabetes (selbstberichtete ärztliche Diagnose oder Einnahme Antidiabetika). Mithilfe der Screening-Skala des Trierer Inventars zum chronischen Stress (TICS-SSCS) wurde das Stresserleben kategorisiert in „unterdurchschnittlich bis durchschnittlich“, „überdurchschnittlich“ und „stark“. Anhand des Deutschen Diabetes-Risiko-Tests (DRT) wurde das erwartete 5-Jahres-Risiko für T2D geschätzt (in %). Der Zusammenhang von chronischem Stress und dem DRT-Score wurde mittels linearer Regression analysiert, adjustiert für Alter, Geschlecht, Bildung, allein leben, soziale Unterstützung, Gemeindetyp, Region und Alkoholkonsum.

Ergebnisse Das Stresserleben ließ sich bei 37,8 % der Teilnehmenden als „überdurchschnittlich“ und bei 10,5 % als „stark“ einstufen. Das mittlere 5-Jahres-Risiko für T2D betrug 2,8 %. Im Vergleich zur niedrigen Ausprägung war überdurchschnittlicher und starker chronischer Stress mit einem erhöhten Diabetesrisiko (um 1,11 % bzw. 1,25 %) assoziiert. Es zeigten sich keine signifikanten Interaktionen mit den Kovariablen.

Fazit Chronischer Stress geht mit einem erhöhten T2D-Risiko bei Erwachsenen einher – unabhängig vom Vorliegen weiterer Risikofaktoren, wie z.B. niedriger Bildung und geringer sozialer Unterstützung. Die Ergebnisse der Studie liefern Hinweise für die Primärprävention von T2D.



Publication History

Article published online:
02 September 2021

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