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DOI: 10.1055/s-0041-1732835
Anthelminthische Aktivität von Gerbstoffdrogen und tanninreichen Extrakten bei intestinalen Parasiten
Erkrankungen durch intestinale Nematoden betreffen ca. eine Milliarde Menschen weltweit. Während Helminthosen beim Menschen in Mitteleuropa zwar selten geworden sind, stellt die wachsende Resistenzentwicklung gegen die wenigen verfügbaren Klassen an Anthelminthika eine zunehmende Herausforderung in der Veterinärmedizin dar [1].
Gerbstoffreiche Pflanzenextrakte werden aufgrund ihrer anthelminthischen Aktivität in vitro und in vivo gegen verschiedene Nematodenspezies [2], inklusive multiresistenter Stämme [3], derzeit als ergänzende präventive Maßnahme zur Kontrolle von Helminthosen diskutiert [4]. Hierbei kann die Qualität der anthelminthischen Effekte je nach Gerbstoffmuster der Droge sowie zwischen unterschiedlichen Spezies und deren Entwicklungsstadien variieren. Die überwiegende Zahl der Untersuchungen wurde in vitro mit Catechingerbstoffen (syn. Proanthocyanidine; PAC) an freilebenden Larvenstadien (L3) von Haemonchus contortus und Trichostrongylus colubriformis, häufigen Parasiten kleiner Wiederkäuer, durchgeführt. Proanthocyanidinreiche Extrakte inhibierten typischerweise den Ei- und Larvenschlupf sowie die Migrationsfähigkeit der Larven. Strukturmerkmale der PAC wie Polymerisationsgrad, Hydroxylierungsmuster und Interflavanverknüpfung, die bekanntermaßen Einfluss auf die Proteinbindungsfähigkeit haben, beeinflussten in vergleichbarer Weise auch die anthelminthische Aktivität. Naheliegend ist daher eine Interaktion mit Kollagenen der Nematodencuticula, da Gerbstoffe prolinreiche Proteine mit hoher Affinität binden und diese Strukturen gut zugänglich für große Moleküle wie oligomere PACs sind [[2]]. Mikroskopische Untersuchungen stützen die Annahme, dass die Cuticula den primären Angriffspunkt für PAC darstellt [5].
Neben einer Übersicht über die anthelminthische Wirkung von Gerbstoffen werden insbesondere auch neuere ultrastrukturelle und molekularbiologische Untersuchungen zum potenziellen Wirkmechanismus dieser Substanzklasse präsentiert.
Publication History
Article published online:
14 July 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Tinkler S. One Health 2020; 9: 100106
- 2 Spiegler V. et al. Nat Prod Rep 2017; 34: 627-643
- 3 Gaudin E. et al. Vet Parasitol 2016; 227: 122-129
- 4 Hoste H. et al. Vet Parasitol 2015; 212: 5-17
- 5 Herrmann FC. et al. J Struct Biol 2019; 208: 174-181