Allergische und paradoxe Krankheitsreaktionen (PR) unter moderner Biologikatherapie bei chronisch entzündlichen System- und Darmerkrankungen (CED)

Einleitung Biologika werden zunehmend bei chron. entzündlichen System- und Darmerkrankungen (CED) eingesetzt. Obwohl die typischen NW-Raten von Biologika gut bekannt sind, fallen individuelle allergische und PR in den Zulassungsstudien nicht auf und werden nicht als therapeutisches Problem dargestellt.

Methodik Zum Thema Allergien, Unverträglichkeitsreaktionen und PR bei Biologika wurde eine MEDLINE-Suche bis zum Mai 2021 durchgeführt, die sich auf entzündliche Systemerkrankungen bezieht. Ziel dieser Literaturabfrage ist es, das vorhandene qualitative Spektrum an obigen Krankheitsreaktionen darzustellen, damit unter- bzw. nach Biologikatherapie neu auftretende Krankheitssymptome rasch erkannt und entsprechend therapiert werden können.

Ergebnisse: Spezifische allergische Reaktionen Typ I-IV sind bei allen Biologika in niedriger Frequenz beschrieben, unspezifische Infusions- oder Injektionsreaktionen finden sich in 2-23 %. Akute Typ I Reaktionen sind häufiger als Allergien Typ II-IV, müssen aber von nicht-allergischen Infusionsreaktionen abgegrenzt werden.

PR wurden historisch gesehen zunächst bei TNF-Blockern gehäuft berichtet. Diese Metaanalyse zeigt, dass auch andere biologische Prinzipien (z.B. Ustekinumab, IL-17 Antagonisten) PR induzieren können. Typisch für PR ist die oft gute Wirksamkeit im entzündeten Organ, während andernorts neue inflammatorische Krankheitsprozesse angestoßen werden (z.B. Auftreten einer Psoriasis). Die Häufigkeit liegt bei ca. 0,01-5.3 % für neu aufgetretene Psoriasis bei Rheumapatienten, von 1.6-2 % bei CED-Patienten, 1-10 % für Arthralgien/Arthritiden bei Patienten mit CED sowie für < 1 % bei der Uveitis anterior (besonders ETN). Tückisch ist, dass sie auch nach Absetzen der Biologika auftreten können und manche Patienten doppelt- bzw. dreifach PR nach Umsetzen von Biologika erleiden können.

Zusammenfassung: Allergische und PR erschweren die Biologikatherapie, da sie oft in einem anderen Organ auftreten als in dem, wofür die Biologikatherapie verordnet wurde, was eine interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert. Wichtig ist, diese so zu erkennen und einzuordnen. Therapieoptionen schließen antientzündliche Lokaltherapien, Steroide sowie ein Umsetzen der Biologikatherapie, oftmals auf eine andere Immuntherapie, ein.

Publication History

Article published online:
07 September 2021