Z Gastroenterol 2021; 59(08): e177
DOI: 10.1055/s-0041-1733530
CED II
Freitag, 17. September 2021, 14:45-16:05 Uhr, Saal 5
Dünndarm, Dickdarm und Proktologie

Die Patientenperspektive in der Behandlung von Morbus Crohn: Ein Discrete Choice Experiment zur Erhebung von Therapiepräferenzen in Deutschland

S Schubert
1   Praxis für Gastroenterologie am Bayerischen Platz, Berlin, Deutschland
,
N Picker
2   Ingress Health HWM GmbH, Wismar, Deutschland
,
J Knop
3   Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin, Deutschland
,
T Cavlar
3   Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin, Deutschland
,
A Kahraman
4   Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
5   Max Grundig Klinik GmbH, Bühl, Deutschland
,
W Mohl
6   Zentrum für Gastroenterologie Saar MVZ GmbH, Saarbrücken, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Verschiedene Behandlungsoptionen für Patienten mit Morbus Crohn (MC), die auf konventionelle Therapien nicht ausreichend ansprechen, wurden in den letzten Jahren entwickelt. Allerdings ist noch wenig über die Präferenzen der Patienten hierzu bekannt.

Ziele Diese multizentrische Querschnittsbefragung zielte darauf ab, die Präferenzen von Patienten in Bezug auf unterschiedliche Biologika zur Behandlung von MC in Deutschland zu ermitteln.

Methodik Auf Basis einer qualitativen Vorstudie wurde ein Discrete Choice Experiment (DCE) entwickelt. Nachfolgend wurden gastroenterologisch behandelte Patienten mit MC > 18 Jahre in eine deutschlandweite quantitative Befragung eingeschlossen. Im Rahmen von Telefoninterviews entschieden sich die Patienten in insgesamt 8 unterschiedlichen Auswahlsituationen zwischen jeweils zwei hypothetischen Therapieoptionen. Die relativen Wichtigkeiten der untersuchten Therapieeigenschaften wurden aus den Koeffizienten eines konditionalen Logit-Models abgeleitet.

Ergebnis Insgesamt wurden 118 Patienten (56,8 % weiblich; Durchschnittsalter: 39,6 Jahre; 87,3 % Biologika-erfahren) befragt. Von den im DCE berücksichtigten Eigenschaften war die Remissionsrate nach 1 Jahr am wichtigsten für die Therapieentscheidung (42,3 % der Gesamtentscheidung). Am zweitwichtigsten war die Auftrittswahrscheinlichkeit schwerwiegender unerwünschter Ereignisse (UE) im ersten Jahr der Behandlung (25,1 %), gefolgt von der Wahrscheinlichkeit einer Remissionshaltung über 2 Jahre (17,8 %). Die geringste Bedeutung wurde der Art der Verabreichung (14,6 %) und den nicht-schwerwiegenden UE (0,1 %) zugewiesen. Zudem ordneten Patienten einer 4-12 wöchentlichen (w.) subkutanen Anwendung und einer 4-8 w. intravenösen Gabe einen ähnlich hohen Nutzen zu, während eine 1-2 w. subkutane Injektion als klar unterlegen bewertet wurde.

Schlussfolgerung Unser DCE liefert neue Einblicke in die Therapiepräferenzen von MC Patienten und zeigt, dass diese Patienten Behandlungsoptionen bevorzugen, die eine hohe Ansprechrate und eine geringere Wahrscheinlichkeit schwerer UEs bieten. Obwohl die Art der Verabreichung nur eine untergeordnete Rolle spielt, gibt es unabhängig von der Darreichungsform eine Präferenz für längere Behandlungsintervalle.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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