Z Gastroenterol 2021; 59(08): e178-e179
DOI: 10.1055/s-0041-1733534
Grundlagenforschung Darm
Montag, 13. September 2021, 13:30-14:58 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 2
Dünndarm, Dickdarm und Proktologie

Neue Rolle für die p53-Familie bei der bakteriellen Translokation

C Kunst
Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
P Neubert
Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
M Haderer
Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
H Gschwendtner
Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
K Gülow
Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
,
M Müller-Schilling
Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Regensburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Die bakterielle Translokation ist ein Schlüsselprozess der spontan bakteriellen Peritonitis (SBP), einer Komplikation der Leberzirrhose. Intestinale Epithelzellen sind die initiale Barriere gegen kommensale Bakterien. Die p53-Familie schützt die Zellen gegen Stress und DNA-Schäden, u.a. durch Induktion von Zellzyklusarrest und Zelltod. Fortschreitende Leberzirrhose führt zu Veränderungen der intestinalen Expression von p53-Familienmitgliedern. Ziel der Arbeit war die Untersuchung der Effekte SBP-relevanter Bakterien auf intestinale Epithelzellen hinsichtlich Regulation der p53-Familie und bakterieller Translokation.

Methoden HCT-116 und Caco-2 Epithelzellen wurden mit Escherichia coli (ATCC25922, O6:Hnt oder isoliert aus Aszites) ko-kultiviert. Die Regulation von p53/p73 wurde mittels qPCR und Western Blot bestimmt. Der Zelltod wurde mittels Durchflusszytometrie (AnnexinV-APC/DAPI) und Elektronenmikroskopie untersucht. Caspase-Inhibitor Z-VAD-FMK (50µM) diente zur Zelltod-Charakterisierung.

Ergebnisse Eine reduzierte Mukusdicke in Biopsien von Patienten mit Leberzirrhose erleichtert den direkten Kontakt zwischen Bakterien und Epithelzellen. Dieser Kontakt führt in vitro zur Destabilisierung von Zell-Zell-Kontakten

durch Degradation von E-Cadherin und Occludin. Bakterien aus dem Aszites von Patienten mit SBP führen zu einem Abbbau von Occludin über das zelluläre Proteasom, wogegen E-Cadherin von einer neuen bakteriellen Protease gespalten wird. Bakteriell-induzierte DNA-Schäden führen zudem zu einer transienten Induktion von p53 und p73 in Epithelzellen, assoziiert mit der Induktion von Paraptose, einem Nekrose-ähnlichen Zelltod. Unmittelbar nach der Induktion von p53/p73 triggern Bakterien über die Phosphorylierung von MDM2 die Degradation der p53-Proteine. Eine analoge Reduktion von p53/p73 wird auch in Biopsien von Patienten mit SBP beobachtet.

Schlussfolgerung Bakterien triggern aktiv die Suppression von p53-Familienmitgliedern in intestinalen Epithelzellen. Als Reaktion auf starke bakterielle Reize induzieren intestinale Epithelzellen Paraptose. Diese Daten weisen auf eine neue Rolle der Bakterien-vermittelten Regulation von p53 im intestinalen Epithel hin, welche die bakterielle Translokation und die Entwicklung einer SBP fördern.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany