Z Gastroenterol 2021; 59(08): e197
DOI: 10.1055/s-0041-1733585
Pankreaschirurgie - Ergebnisse und Risiken
Donnerstag, 16. September 2021, 13:10-14:30 Uhr, Saal 5
Gastroenterologische Onkologie

Umsetzung und Einfluss der S3-Leitlinie beim resezierten Pankreaskarzinom: Ergebnisse einer multizentrischen, bevölkerungsbezogenen Tumor-Registerstudie im Regierungsbezirk Oberpfalz/Bayern

J Gumpp
1   Klinikum Neumarkt, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Neumarkt i.d.OPf., Deutschland
,
A Kupper
2   Tumorzentrum Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
M Gerken
2   Tumorzentrum Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
M Klinkhammer-Schalke
2   Tumorzentrum Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
BM Rau
1   Klinikum Neumarkt, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Neumarkt i.d.OPf., Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung und Fragestellung Die S3-Leitlinie exokrines Pankreaskarzinom wurde erstmals 2007 publiziert. In einer retrospektiven populationsbezogenen Kohortenstudie wurde untersucht, inwieweit sich diese Empfehlungen für Patienten mit resektablem Pankreaskarzinom im Klinikalltag niedergeschlagen haben und ob hieraus ein Benefit für die Patienten unter Beachtung weiterer Risikofaktoren resultierte.

Patienten und Methoden Basierend auf den Daten des klinischen Krebsregisters am Tumorzentrum Regensburg gingen 395 onkologisch resezierte Patienten mit einem Pankreaskarzinom in die Untersuchung ein. Die Kohorte wurde in zwei Untersuchungszeiträume vor (Gruppe 1: 2000-2007, n=88) und nach (Gruppe 2: 2008-2017, n=307) Veröffentlichung der S3-Leitlinie unterschieden. Verglichen wurden Patienten- und Tumorcharakteristika, Durchführung von Tumorkonferenzen, Operationsverfahren, postoperative Chemotherapie und Gesamtüberleben.

Ergebnisse Die Vergleichsanalyse zeigte für Gruppe 2 ein höheres Patientenalter (p< 0,001), eine Zunahme der Begleiterkrankungen (p=0,002), sowie eine Verschiebung zu günstigeren Tumorstadien (p=0,022). Die in Gruppe 1 mit 73,9% dominierende OP war die klassische partielle Duodenopankreatektomie, die in Gruppe 2 auf 32,9% sank, die pyloruserhaltende Variante stieg von 10,2% auf 32,9% an (p< 0,001). Die mittlere Zahl dissezierter Lymphknoten nahm von 14,5 auf 19,2 zu (p< 0,001. Postoperative Tumorboardvorstellungen stiegen von 32,6% in Gruppe 1 auf 87,7% in Gruppe 2 an (p< 0,001). In Gruppe 2 erhielten 67,1% der Patienten gegenüber 38,6% in Gruppe 1 eine adjuvante Chemotherapie (p< 0,0001). Das mediane Gesamtüberleben war in Gruppe 2 mit 26,9 Monaten gegenüber 19,5 Monaten in Gruppe 1 (HR 0,805; 95%-KI 0,622-1,041; p=0,098) verlängert. Ein signifikanter Überlebensvorteil für Patienten mit adjuvanter/additiver Chemotherapie zeigte sich risikoadjustiert in der Gruppe 2 (HR 0,498; p< 0,001), nicht aber in der Gruppe 1.

Schlussfolgerung In der klinischen Routineversorgung zeigt sich eine hohe Umsetzung der Leitlinienempfehlungen ab 2008. Der angestiegene Anteil adjuvanter/additiver Chemotherapien seit 2008 liegt auf dem Niveau randomisierter Studien und scheint zudem durch verbesserte Chemotherapeutika zu einem längeren Gesamtüberleben beizutragen.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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