Z Gastroenterol 2021; 59(08): e220
DOI: 10.1055/s-0041-1733646
Resektion maligner Lebertumore und Lebertransplantation
Mittwoch, 15. September 2021, 13:30-14:42 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 1
Leber und Galle

Implementierung eines Enhanced Recovery After Surgery (ERAS) Protokolls für Patienten nach Leberresektion

M Schmelzle
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Deutschland
,
F Krenzien
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Deutschland
,
P Dahlke
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Deutschland
,
A Winter
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Deutschland
,
W Schoening
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Deutschland
,
J Pratschke
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Deutschland
,
J Neudecker
Charité - Universitätsmedizin Berlin, Chirurgische Klinik, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Ziel war es, den Prozess der Implementierung des ERAS-Protokolls im Klinikalltag zu analysieren, insbesondere in Hinblick auf die Compliance und den möglichen Einfluss auf die perioperative Morbidität.

Material und Methoden Über einen Zeitraum von 26 Monaten wurden 304 Patienten vor Leberresektion prospektiv in die Analyse eingeschlossen, von denen 51 Patienten vor Einführung des ERAS-Protokolls als Kontrollgruppe dienten (Non-ERAS). Zeitlich nachfolgend wurden bei 253 Patienten (ERAS) das ERAS-Protokoll angewandt. Bei allen Patienten wurde die perioperative Compliance der einzelnen ERAS Items sowie die intra- und postoperativen Komplikationen erfasst und zwischen beiden Gruppen verglichen. Unterschiede bei der Compliance wurden mittels Welch-Test und bei den Komplikationsraten mittels Chi2, wenn zutreffend mittels exaktem Fisher-Test, auf Signifikanz hin getestet.

Ergebnisse Die Gesamt-Compliance konnte von 45,2% in der Non-ERAS-Gruppe auf 62,7% in der ERAS-Gruppe gesteigert werden (p < 0,001). Die perioperative Compliance unterteilte sich wie folgt: 86,3% ambulant, 59,2% prästationär, 71,8% intraoperativ, 20,0% postoperativ in der Non-ERAS-Gruppe und 86,9% ambulant (p = 0,8665), 83,8% prästationär (p < 0,001), 71,6% intraoperativ (p = 0,9132), 43,9% postoperativ (p < 0,001) in der ERAS-Gruppe. Die Rate der Komplikationen Grad I bis II nach Clavien-Dindo konnte durch die Implementierung des ERAS Protokolls von 17,6% (n = 9) in der Non-ERAS-Gruppe auf 7,6% (n = 19) in der ERAS-Gruppe gesenkt werden (p = 0,0322). Die Rate der Komplikationen Grad III bis V waren mit 23,5% (n = 12) in der Non-ERAS-Gruppe und 19,0% (n = 48) in der ERAS-Gruppe vergleichbar (X2 [1, N = 304] = 0,30592, p = 0,5802).

Schlussfolgerung Die Implementierung eines ERAS-Protokolls führte in unsere Kohorte zu einer Halbierung leichtgradiger Komplikationen. Die Gesamt-Compliance der Patienten konnte durch Anwendung des ERAS Interactive Audit Systems vor allem im prästationären und postoperativen Verlauf signifikant gesteigert werden. Einzelne ERAS Items müssen im Kontext minimalinvasiver Operationsverfahren in der Leberchirurgie diskutiert und angepasst werden.



Publication History

Article published online:
07 September 2021

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